Wo möglich, werden bereits viele Geräte im Reisemobil mit Strom betrieben. Warum also nicht auch eine elektrische Heizung? Wir stellen geeignete Wärmespender vor: Von Wasser- und Warmluftheizungen über tragbare Heizlüfter bis zu Fußboden- und Infrarotheizungen.
Richtig Freude macht der Winterausflug mit dem Reisemobil erst, wenn es drinnen kuschelig warm ist. Selbstverständlich ist eine Heizung in der Regel immer an Bord, doch seit diesem Saisonwechsel gesellen sich vermehrt elektrische Wärmespender zu den herkömmlichen Gas- und Dieselheizungen.
Strombetriebene Heizungen verringern den Gasverbrauch und sorgen dafür, dass die Gasflasche seltener gewechselt werden muss. Ganz ohne Hürden funktioniert das elektrische Heizen aber nicht. Voraussetzung ist ein Anschluss an den Landstrom. Denn über Batterie lassen sich die stromhungrigen Elektroheizer nicht lang genug mit genügend Energie versorgen.
Strom oder Gas als Energiequelle: Vor- und Nachteile
Wird auf dem Stellplatz nach Verbrauch abgerechnet (nicht selten mit 50 Cent/kWh), ist der Heizbetrieb mit Gas oder Diesel unter dem Strich allerdings günstiger. Zum Vergleich: Der Heizwert von Propangas beträgt 12,87 kWh/kg, was bei einer etwa 20 Euro teuren Elf-Kilogramm-Füllung 141,57 kWh bedeutet. Pro Kilowattstunde fallen demnach nur 15 Cent im Gasbetrieb an. Wird dagegen pauschal abgerechnet oder sind die Stromkosten bereits in den Stellplatzgebühren enthalten, lohnt sich die elektrische Heizung aus finanzieller Sicht.
Dennoch schadet ein Blick in die Stellplatzordnung nicht – denn manche Platzbetreiber verbieten den Betrieb elektrischer Heizgeräte, da die hohe Stromaufnahme die Sicherungen überlasten könnte. Sind alle Voraussetzungen erfüllt, steht der Heizung ein stets nachgeliefertes Betriebsmittel zur Verfügung.
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Welche Zusatzheizungen gibt es?
Strombetriebene Heizungen gibt es in verschiedenen Ausführungen und für unterschiedliche Ansprüche. Ganz neu sind die Zusatzheizungen Webasto E-Thermo Top sowie Eberspächer Plugtronic. Bei beiden Modellen handelt es sich um strombetriebene Standheizungen, die auch in Elektrofahrzeugen zum Einsatz kommen. Sie erwärmen den Innenraum über einen Wasserkreislauf und eignen sich als Zusatzwärmequelle für die Fahrerkabine, insbesondere in großen Reisemobilen.
In kompakten Kastenwagen beziehungsweise Campingbussen können Plugtronic und E-Thermo Top auch als alleinige Heizung dienen. Bei Bedarf lässt sich die Plugtronic von Eberspächer auch mit einer brennstoffbetriebenen Hydronic kombinieren, um beispielsweise auch während der Fahrt heizen zu können.
Die Auswahl einer geeigneten Montageposition ist bei Elektroheizungen einfacher als bei brennstoffbetriebenen Modellen, da im elektrischen Betrieb keine Abgase entstehen, und kein Kamin oder Auspuff benötigt wird. Wie herkömmliche Standheizungen auch, lassen sich die elektrischen Zusatzheizungen bei Bedarf über eine Zeitschaltuhr steuern.
1. Elektrische Wasser- und Warmluftheizungen
Hersteller
Die Comact 3020 HE von Alde ist Wasserheizung und Boiler in einem.
Nicht nur die neuen Zusatzheizungen lassen sich mit Strom betreiben. Auch Alde Compact und Truma Combi können das Reisemobil mit elektrischer Energie erwärmen. So stattet Alde seine Warmwasserheizung Compact 3020 HE serienmäßig mit zwei Elektropatronen aus. Zusammen leisten sie 3150 Watt. Der separat erhältliche Belastungswächter schaltet bei zu schwach abgesicherten Stromnetzen die elektrische Heizleistung automatisch zurück, in diesem Fall kann stattdessen mit Gas geheizt werden. Im Frühjahr und Herbst reicht die elektrische Heizleistung oft schon aus, um die Temperatur im Innenraum auf angenehmem Niveau zu halten, da Wasser Wärme gut speichernund verteilen kann.
Wer mit der Truma Combi 4 oder 6 elektrisch heizen will, muss bereits beim Kauf die Elektrovariante wählen. Diese trägt den Buchstaben „E“ im Namen und ermöglicht durch ihre zwei Patronen eine elektrische Heizleistung von maximal 1800 Watt (900 Watt je einzeln zuschaltbarer Patrone).
Etliche Fahrzeughersteller bauen gegen Aufpreis von etwa 600 Euro eine Combi E statt der herkömmlichen Combi ab Werk ein. Die Nachrüstung der elektrischen Heizstäbe ist nicht möglich, da diese fest in die Lamellen des Wärmetauschers eingepresst sind. Besonders während der Nachtstunden ist der nahezu geräuschlose Elektrobetrieb von Vorteil. Bei eingerichtetem iNet-System kann über die Truma-App noch vor dem Aufstehen bequem per Smartphone auf den Gasbrenner gewechselt werden. Denn an besonders kalten Tagen reicht die Wärme der elektrischen Heizstäbe allein üblicherweise nicht aus.
Archiv/Hersteller
Im reinen Elektrobetrieb durchläuft kalte Luft die Warmluftheizung Truma Varioheat. Nur die Heizspiralen des E-Kits sorgen für eine Erwärmung.
Auch der Mischbetrieb, bei dem die Elektropatronen den Gasbrenner unterstützen, ist möglich. Dabei hat Strom Vorrang, Gas wird erst zugeschaltet, wenn die gewählte Temperatur im reinen Elektrobetrieb nicht erreicht werden kann. Der Brennstoffverbrauch fällt durch die elektrische Unterstützung niedriger aus. Besitzer der Warmluftheizung Truma Varioheat können das optional erhältliche E-Kit auch nachrüsten. Das Bauteil kann bis zu einen Meter entfernt von der Varioheat in den Luftkreislauf zwischengeschaltet werden. Rein elektrisch sind damit maximal 1800 Watt Heizleistung möglich, gemeinsam mit dem Gasbrenner der Varioheat ermöglicht das E-Kit bis zu 4500 Watt bei der Eco-Version beziehungsweise bis zu 5600 Watt bei der stärkeren Modellvariante Comfort.
Wasserheizungen
Webasto
Modell: E-Thermo Top Eco20 P/30 P
Typ: Wasserheizung
Heizleistung: 2000 W/3000 W
Maße (LxBxH): 181 x 91 x 133 mm
Leergewicht: 1400 g
Spannung: 230 V
Preis (ohne Einbau): 325/355 Euro
Eberspächer
Modell: Plugtronic
Typ: Wasserheizung
Heizleistung: 1850 W
Maße (LxBxH): 151 x 131 x 81 mm
Leergewicht: 680 g
Spannung: 230 V
Preis (ohne Einbau): Vorerst nur Erstausrüstung
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E-Heizungen und Kit
Alde
Modell: Compact 3020 HE
Typ: Wasserheizung und Boiler
Anzahl Heizpatronen: 2
Leistung E-Betrieb: 1050/2100 W
Stromaufnahme: 4,5/9 A
Leistung Gasbetrieb: 3300/5500 W
Leistung Mischbetrieb: k.A.
Leergewicht: 14 kg (ohne Wasser)
Preis: 3535 Euro
Truma
Modell: Combi 4 E
Typ: Luftheizung und Boiler
Anzahl Heizpatronen: 2
Leistung E-Betrieb: 900/900 W
Stromaufnahme: 3,9/7,8 A
Leistung Gasbetrieb: 2000/4000 W
Leistung Mischbetrieb: max. 3800 W
Leergewicht: 14 kg
Preis: 2599 Euro
Modell: E-Kit für Varioheat eco/comfort
Typ: Elektrosatz für Luftheizung
Anzahl Heizpatronen: 2
Leistung E-Betrieb: 900/900 W
Stromaufnahme: 3,9/7,8 A
Leistung Gasbetrieb: 2700 (eco)/3800 (comfort) W
Leistung Mischbetrieb: max. 4500 (eco)/5600 (comfort) W
Leergewicht: 2,2 kg (nur E-Kit)
Preis: 1389/1639 Euro
2. Tragbare Heizlüfter
Hersteller
Der Keramiklüfter Kero von Bruno ist bereits für 22 Euro erhältlich.
Praktischer Vorteil bei strombetriebenen Heizungen ist ihre kurze Aufheizzeit. Während Brennstoffheizungen mehrere Minuten warmlaufen müssen, geben die elektrischen Heizer umgehend warme Luft ab. Darum und wegen der kompakten Bauweise eignen sie sich auch als tragbare Wärmequelle in Form von Heizlüftern. Die speziellen, besonders kompakten Geräte für den Campingbereich sind bereits ab 20 Euro erhältlich. Sie verteilen erwärmte Luft über einen Ventilator im Fahrzeug.
Als alleinige Heizung reicht der elektrische Heizer nicht aus, einzelne Bereiche des Innenraums lassen sich damit jedoch schnell auf die gewünschte Temperatur bringen. Allerdings dringt die Wärme nicht in die Staufächer und somit an die schwer zugänglichen Stellen vor, was ein ungewolltes Öffnen des Frostschutzventils zur Folge haben kann. Dank der kompakten Abmessungen lässt sich der Heizlüfter an beliebigen Positionen platzieren und zur punktuellen Wärmeabstrahlung nutzen – Beispielsweise an der Sitzgruppe oder zum Vorwärmen der Betten.
Aus Sicherheitsgründen empfiehlt sich im Reisemobil ein sogenannter Keramikheizer. Die keramische Oberfläche ist feuerfest und erhitzt sich nicht so stark wie die in haushaltsüblichen Elektroheizern verwendeten Drahtelemente. Da in den Lüfter gelangende Staubpartikel nicht verbrennen, entsteht auch kein unangenehmer Geruch. Bei modernen Heizlüftern zählt ein Überhitzungsschutz zur Standardausstattung. Höherwertige Geräte sind zusätzlich mit einer Kippsicherung ausgestattet. Fällt der Keramikheizer um, schaltet das Heizelement sofort ab.
Hersteller
Der Select von Ecomat 2000 ist das teuerste Modell mit 390 Euro.
Die meisten Geräte lassen sich in unterschiedlichen Leistungsstufen betreiben. Der Ecomat 2000 beispielsweise kann auf niedrigster Stufe (450 Watt) auch auf Stellplätzen mit einer Absicherung von zwei Ampere genutzt werden. Die maximal mögliche Leistung beträgt bei vielen Keramikheizern 1500 Watt. Besonders komfortabel sind Geräte, deren Thermostat sich gradgenau einstellen lässt. Ist der Keramikheizer mit einem Frostwächter ausgestattet, aktiviert er sich bei einer Temperatur von unter fünf Grad automatisch – misst der Thermostat mehr als fünf Grad, schaltet sich der Heizer selbstständig wieder aus.
Keramikheizlüfter
Brunner
Modell: Kero
Leistung max.: 500 W
Größe: 15 x 7 x 15,5 cm
Gewicht: 570 g
Kippsicherung: Ja
Preis: 22 Euro
Carbest
Modell: PTC-Keramikheizer
Leistung max.: 1500 W
Größe: 22 x 21,5 x 22,3 cm
Gewicht: 2000 g
Kippsicherung: Ja
Preis: 34 Euro
Ecomat 2000
Modell: Select
Leistung max.: 1500 W
Größe: 14 x 14,5 x 18 cm
Gewicht: 2300 g
Kippsicherung: Ja
Preis: 390 Euro
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Fritz Berger
Modell: Keramik-Heizlüfter Plus
Leistung max.: 1500 W
Größe: 21 x 13 x 16 cm
Gewicht: 1500 g
Kippsicherung: Ja
Preis: 60 Euro
Sonnenkönig
Modell: Cuby
Leistung max.: 1500 W
Größe: 18 x 19 x 18 cm
Gewicht: 1500 g
Kippsicherung: Ja
Preis: 50 Euro
Tristar
Modell: Keramikheizer
Leistung max.: 1500 W
Größe: 21 x 17 x 30 cm
Gewicht: 1560 g
Kippsicherung: Ja
Preis: 37 Euro
3. Fußbodenheizungen
Da warme Luft physikalisch bedingt nach oben steigt, frieren wir an den Füßen oftmals zuerst. Daher kann eine Fußbodenheizung maßgeblich zum Wohlbefinden beitragen. Heizfolien gibt es beispielsweise bei Reimo als Meterware in unterschiedlichen Breiten (ab 23 Euro). Betrieben wird die 0,3 Millimeter dicke Folie über einen 230-Volt-Transformator, die Heizleistung gibt der Hersteller mit 80 Watt/m2 an.
Hersteller
Fußbodenheizungen gibt es für den 12- und 230-Volt-Betrieb.
Wer den Fußboden nur im Bereich der Dinette erwärmen möchte, findet mit einem Heizteppich eine geeignete Lösung. Der Zubehörspezialist Pro-Car hat ein Heizgewebe mit wärmeleitenden Karbonfasern im Sortiment. Wahlweise ist der Gewebeteppich in den Größen 50 x 100 und 50 x 150 Zentimeter (ab 100 Euro) erhältlich. Er lässt sich direkt über die Bordbatterie betreiben.
Für den Fiat Ducato und baugleiche Basisfahrzeuge gibt es bei Reimo einen Heizteppich, der den Boden im gesamten Fahrerhaus abdeckt. Das 71 Watt leistende Heizelement kostet 280 Euro, lässt sich allerdings nur im 230-Volt-Betrieb nutzen. Zum Heizen während der Fahrt ist somit ein Wechselrichter Voraussetzung. Für den VW T5 sind einzelne Matten mit 12-Volt-Anschluss für Beifahrer- und Fahrerseite (je 239 Euro) erhältlich.
Noch ein Tipp zum Schluss: Wer eine Dachklimaanlage besitzt, kann diese unter bestimmten Voraussetzungen ebenfalls als zusätzliche Heizung verwenden. Viele aktuelle Klimageräte sind mit einer Wärmepumpe ausgestattet, die teilweise noch bei bis zu 0 Grad arbeitet. Je nach Klimaanlagentyp steht so eine Heizleistung zwischen 800 und 3300 Watt zur Verfügung.
Heizmöglichkeiten in der Übersicht
4. Infrarotheizungen
Erik Svoboda/AdobeStock
Quarzstrahler eignen sich fürs Vorzelt.
Diese speziellen Elektroheizungen senden Strahlungswärme aus und erwärmen nicht die Luft, sondern alle in Reichweite befindlichen Objekte. Für den Hausgebrauch gibt es Infrarotheizungen aus dünnem Stahlblech in unterschiedlichen Abmessungen und Leistungsstufen (etwa 300 bis 1500 Watt). Grundsätzlich lassen sie sich auch im Reisemobil verwenden. Mit Gewichten ab vier Kilogramm sind die Platten jedoch nicht leicht, und zur Befestigung an der Wand fehlt in vielen Fahrzeugen eine geeignete freie Fläche. Interessant zur Beheizung von Vorzelten sind Quarzstrahler. Diese Art Infrarotheizung kommt auch in Bade- und Babyzimmern zur Anwendung, da sie bereits kurze Zeit nach dem Einschalten Wärme abgibt und sich diese punktuell in die gewünschte Richtung lenken lässt. Für den Außenbereich geeignete Geräte sind auch häufig unter der Bezeichnung Terrassenstrahler ab rund 100 Euro zu finden. Quarzstrahler leisten 1000 Watt oder mehr und sind nicht für den Dauerbetrieb geeignet.