Wasser konservieren im Wohnmobil: So bleibt das Wasser länger frisch


Sauberes und konserviertes Wasser ist unterwegs keine Selbstverständlichkeit. Wie lange bleibt das Wasser im Tank des Wohnmobil frisch? Und was kann man dafür tun, um es besser zu konservieren?

Wasser ist das am intensivsten überwachte Lebensmittel. Den Durst direkt aus der Leitung zu stillen – kein Problem. Noch vor wenigen Generationen hingegen konnte ein Schluck Wasser lebensgefährlich sein. Viren, Pilze, Bakterien und andere Mikroorganismen waren ebenso unbekannt wie moderne Hygienestandards.


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Entwarnung also am heimischen Hahn – doch wie sieht es unterwegs im Reisemobil aus? Ganz einfach: Ohne die richtige Vorsorge kann auf Reisen der Schluck aus dem Tank durchschlagende Wirkung haben. Prinzipiell gilt auch hier die Aussage: Kommt was Gutes rein, kommt auch was Gutes raus. Wir haben daher einmal unter realen Praxisbedingungen das Frischwasser unter die Lupe genommen; genauer gesagt, mit dem tragbaren Keimmessgerät Lunitester PD20 vn Hyserve analysiert.


Wasserproben im Test

Abgestandenes Frischwasser im Tank musste zeigen, was in ihm steckt. Als Vergleichsbasis zogen wir Proben aus dem Kaltwasserhahn und dem Trinkwasserspender in der Redaktionsküche. Beide Proben gelten mit 8 RLU respektive 14 RLU als „sehr sauber“ und damit als völlig unbedenklich.


Das erste Glas des drei Wochen alten Frischwassers aus dem Wasserhahn in der Küche des Wohnmobils brachte es auf 181 RLU und nach kurzem Leitungsdurchspülen auf 59 RLU. Die Hygieneexperten von Hyserve attestieren diesen Proben gerade noch eine „geringe organische Kontamination“, wobei „vermutlich noch kein Wachstum von Bakterien“ vorliegt; mit der Trinkwasserqualität aus der Leitung kann das kühle Nass aus dem Wohnmobil jedoch nicht mehr mithalten.


Noch eklatanter fallen die Proben aus dem herumliegenden, mit Restwasser gefüllten Zapfschlauch aus: Hier brachte es das erste Glas Stagnationswasser auf 476 RLU. Ein Wert, der trotz der in den ersten Frühlingstagen recht frischen Außentemperaturen auf eine Kontamination hindeutet. Bei wärmerem Wetter muss mit entsprechend höherer Wasserbelastung gerechnet werden, denn Keime können im Bereich ihrer Wohlfühltemperatur geradezu explosionsartiges Wachstum an den Tag legen. Vorsorge ist somit dringend angeraten.


Um sauberes Trinkwasser über einen längeren Zeitraum an Bord zu haben, gilt es, möglichst sauberes Wasser in ein nicht minder sauberes Tank- und Leitungssystem zu füllen. Je weniger Keime von Anfang an vorhanden sind, desto länger dauert es, bis ihre Anzahl auf ein bedenkliches Maß anwächst.


Wasserkonservierung mit Silberionen

Das im Test gezeigte Bakterienwachstum lässt sich mit Konservierungsmitteln sogar noch deutlich bremsen: Silber ins Wasser, lautet die Zauberformel.


Silber, genauer gesagt Silberionen, mögen die kleinen Keime nicht. Die positiv geladenen Edelmetallionen blockieren Rezeptoren der Mikroorganismen und hemmen damit wichtige Stoffwechselprozesse. Sie werden dadurch vorübergehend inaktiv, können sich jedoch nach Monaten wiederbeleben und vermehren. In unserer Übersicht haben wir jeweils die flüssigen Tankzusätze aufgelistet, es gibt praktisch alle Präparate jedoch auch in Pulverform. Die Zusätze müssen nach jeder Tankauffüllung nach Anleitung zudosiert werden, entfalten aber recht rasch ihre Wirkung. Silber in metallischer Form, als Draht, auf Keramik aufgebracht oder als Garn verwoben, entlässt nur nach und nach wirksame Ionen ins Trinkwasser, weshalb der Tank niemals leerlaufen sollte. Dennoch variiert die Ionenkonzentration nach jedem Auffüllen. Wichtig ist: Silberionen wirken nur in klarem Wasser.


Die Trinkwasserversorgung für Kleinanlagen und nicht ortsfeste Anlagen klassifiziert Silber übrigens nicht als Desinfektionsmittel, sondern als Konservierungsmittel und betont, dass es unter Umständen erforderlich ist, eine „Desinfektion von nicht einwandfreiem Trinkwasser“ durchzuführen. Dazu gibt es Präparate, die Chlor freisetzen, das Keimen an den Kragen geht. Die zur Desinfektion zugelassenen Produkte enthalten Natriumhypochlorit, das auch in verunreinigtem Wasser seine Wirkung entfaltet und Bakterien abtötet. Chlorverbindungen schützen jedoch nicht vor Wiederverkeimung, weshalb sie in aller Regel als Kombipräparate mit Silberionen angeboten werden.


Die Anwendungsmethode „Viel hilft viel“ ist beim Einsatz dieser Desinfektionsmittel allenfalls in Ausnahmefällen angeraten. „Multiman“ Peter Gelzhäuser empfiehlt beispielsweise, sein Chlorosil zur Tank- und Leitungsdesinfektion in fünffacher Dosierung zu verwenden, weist allerdings darauf hin, dass falsche Dosierung und zu lange Einwirkzeit wie bei anderen Chlorprodukten auch an Aluminiumteilen elektrochemische Korrosion (Lochfraß) verursachen können. Kurzum: Es empfiehlt sich, die Gebrauchsanleitungen sowohl der Wasser-Desinfektionsmittel als auch der -Konservierungszusätze akribisch zu beachten.


UV-Bestrahlung macht Wasser haltbar

Gänzlich ohne Chemie eliminiert energiereiche UV-Bestrahlung Bakterien im Trinkwasser. Eine Technik, die in Wasserwerken und in der Industrie seit vielen Jahren Anwendung findet. Anlagen für Freizeitfahrzeuge arbeiten nach dem gleichen Prinzip: In einer Leuchtröhre werden mittels elektrischer Energie Quecksilberatome angeregt, die neben blauem sichtbaren Licht auch unsichtbare, kurzwellige UVC-Strahlung aussenden. Dieser ultraviolette Lichtanteil besitzt genau die Energie, die von der Erbinformation, dem DNA-Molekül der Bakterienzelle, absorbiert wird und diese beschädigt – Einzeller im Wasser können sich nicht weiter vermehren und sterben letztlich ab.


Reich hat zwei UV-Systeme im Programm: einen Tauchstrahler, der im Wassertank versenkt wird und sich in Intervallen einschaltet, um die Desinfektionswirkung zu entfalten, sowie ein Durchflussgerät, das kurz vor der Entnahmestelle installiert und bei dem die UV-Lampe in einem Gehäuse umspült und nur während der Wasserentnahme aktiviert wird. Der Tauchstrahler wird über ein eigenes Vorschaltmodul mit gesiebter Gleichstromspannung versorgt, das auch die Zeitsteuerung übernimmt. In der Durchfluss-Variante ist die Steuerungselektronik integriert; ein Durchflusssensor aktiviert die Bestrahlung und lässt die UV-Lampe sogar noch ein paar Minuten nachleuchten. Wer auch beim Duschen sowie im Sanitärbereich auf keimarmes Frischwasser Wert legt, braucht zwei solcher Durchflussanlagen, wodurch sich Installationsaufwand und Preis entsprechend erhöhen.


Für alle UV-Entkeimungssysteme gilt, dass nur Wasser, das der direkten ultravioletten Strahlung ausgesetzt ist, desinfiziert werden kann. Im Zweifelsfall daher die Leitungen entsprechend durchspülen und nicht gleich das erste Glas, das aus dem Hahn kommt, verwenden. Auch Trübstoffe im Frischwasser können die Wirkung der Entkeimung durch Licht beeinträchtigen, weshalb teils vorgefiltert werden sollte.


Doch Obacht: Keines dieser Mittel und Methoden eliminiert Verunreinigungen durch Schwebstoffe, Kohlenwasserstoffe, Pestizide oder andere den Geschmack beeinträchtigende Chemikalien. Hierfür sind entsprechende Filtersysteme gefragt.


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