Wenn das mobile Fahrzeug irgendwo aufsetzt und ein Schaden am Unterboden entsteht, ist der Ärger groß. Wie steht es eigentlich bei Reisemobilen um Böschungswinkel & Co.? promobil zeigt es.
Laut DIN 70020 heißt es nicht “Böschungswinkel” sondern “Überhangswinkel” – promobil-Leser Wolfgang Stein schickte uns vor Kurzem diesen Hinweis zur richtigen Benennung des Freiwinkels unter Front und Heck eines Fahrzeugs. Weitere Zuschriften belegen, dass sich offenbar viele Leser für diese Werte interessieren, die seit Ausgabe 2/2012 zum Testprogramm bei jedem Supercheck-Wohnmobil gehören. Klar, wem schon mal die hässlichen Geräusche durch Mark und Bein gingen, wenn etwa beim Befahren einer Fährenrampe der Hecküberhang unsanft aufsetzt, weiß, dass diese Angaben schnell praxisrelevant werden können.
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Überhangswinkel bei Wohnmobilen
Böschungswinkel und Bodenfreiheit
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Diese Werte müssen stimmen
Vier Werte sind hier wichtig, die darüber entscheiden, ob ein Wohnmobil früher oder später aufsetzt. Die – nennen wir sie ab jetzt normgerecht – Überhangswinkel vorn und hinten werden gemessen, indem man an den “statischen Halbmesser” des Rades eine Tangente anlegt, die gleichzeitig den tiefsten Punkt des Front- bzw. Hecküberhangs berührt. Unter diesem “statischen Halbmesser” versteht man den Radius des belasteten Rades im Stand, gemessen von der Nabenmitte bis zur Aufstandsfläche. Vor allem unter dem oft langen und durch Heckabsenkung oder Abwassertank tiefhängenden hinteren Überhang kommen Winkel von zehn Grad oder weniger zustande, die in der Praxis dann Probleme machen können. Der Rampenwinkel ist die nächste Größe, die es zu beachten gilt. Dafür wird der tiefste feste Punkt des Wagenbodens zwischen den Achsen aufgesucht – Spritzlappen oder herabhängende Ablassschläuche zählen nicht. Von diesem Punkt wird wiederum die Tangente an die statischen Halbmesser der beiden Räder angelegt. Bei einem Tandemachsfahrgestell wird dafür übrigens das innere Hinterrad herangezogen – für den hinteren Überhangswinkel entsprechend das äußere.
Je länger der Radstand und je tiefer der Wagenboden oder abgesenkte Teile wie Gaskasten oder Trittstufen hängen, desto schneller wird es in der Mitte unter dem Fahrzeug eng — weshalb manche dabei auch von der Bauchfreiheit sprechen. Das vierte Maß, das bei der Beschreibung der Geländegängigkeit eines Fahrzeugs oft genannt wird, ist schließlich die Bodenfreiheit im eigentlichen Sinne. Dafür misst man den Abstand zur Fahrbahn des tiefsten festen Punkts am gesamten Wagenboden – also sowohl zwischen den Achsen wie auch unter den Überhängen. Davon wird teilweise noch die Bodenfreiheit unter den Achsen unterschieden, die gerade bei Fahrzeugen mit starrer Hinterachse, wie beim Fiat-Ducato-Originalchassis, oft noch mal geringer ist als die übrige lichte Höhe unter dem Fahrzeug.
Weitere Angaben, die bei echten Geländewagen noch gemacht werden, sind zudem die Steigfähigkeit und die Wattiefe für Wasserdurchfahrten. Für die Beurteilung eines Wohnmobils spielen die Überhangs- und der Rampenwinkel letztlich die wesentliche Rolle. Vergleicht man diese Werte von Wohnmobilen mit einem typischen Pkw oder Sportwagen, zeigt sich, dass diese gar nicht so schlecht abschneiden. Die größten negativen Abweichungen ergeben sich beim Überhangswinkel hinten – was sich ja mit der Erfahrung deckt. Insbesondere wenn zusätzliche Anbauten wie Anhängekupplung oder Heckbühne vorhanden sind, wird es schnell eng.
Bodenfreiheit im Vergleich
Mehr ist immer gut – das ist klar. Aber wie sind die Werte von typischen Reisemobilen eigentlich einzuordnen und zu bewerten? In der nachfolgenden Tabelle sind die Angaben für einen Pkw, einen Sportwagen, einen echten Geländewagen und einen Allrad-Lkw gegenübergestellt. Verglichen mit einem Golf oder Porsche schneiden Reisemobile gar nicht so schlecht ab.
Die Winkel müssen stimmen
Wohnmobile sind doch keine Geländewagen, warum sollte man da auf großzügige Überhangs- und Rampenwinkel achten? Ja richtig, die meisten Wohnmobile sind überwiegend auf normalen Straßen unterwegs, doch es gibt immer wieder Situationen – etwa die gern zitierte Fährenrampe –, wo es eng werden kann. Auffällig ist, dass bei anderen Fahrzeugtypen die drei Winkel jeweils ähnliche Werte aufweisen, aber bei aufgebauten Wohnmobilen der hintere Überhangswinkel oft aus der Reihe tanzt. Durch geschickte Radstandswahl und Gestaltung des Wagenbodens sollten Hersteller auch diesen Winkel im Rahmen halten.
Bodenfreiheit II
Modell | Fahrzeugtyp | Rampenwinkel | Bodenfreiheit |
---|---|---|---|
VW Golf | Pkw | 10° | 142 mm |
Porsche 911 | Sportwagen | 13° | 131 mm |
Jeep Wrangler | Geländewagen | 26° | 259 mm |
Unimog U 4000 | Allrad-Lkw | 38° | 525 mm |
VW California | Campingbus | 14° | 186 mm |
Pössl Roadcamp R | Campingbus | 12° | 156 mm |
Eura Profila RS 720 QB | Teilintegrierter | 12° | 190 mm |
Hymer ML-T 560 | Teilintegrierter | 19° | 204 mm |
Concorde Carver 791 L | Integrierter | 16° | 218 mm |