Es gibt Sat-Anlagen in unterschiedlichen Bauarten und Preisklassen. Welcher Antennen-Typ passt zu welchem Nutzer? Ein Ratgeber.
Wie viel Platz habe ich auf dem Dach? In welche Länder fahren ich? Das sind die Fragen, von denen die Wahl einer Satellitenantenne für Reisemobile abhängt. Nicht jeder Antennentyp ist für jeden Camper perfekt geeignet.
“Wenn ich bis nach Portugal fahre und auch mal nach Marokko übersetze, ist eine Parabolantenne mit großem Spiegel die richtige Wahl”, sagt der Geschäftsführer von Ten Haaft-Oyster Roman Bittigkoffer. Camper auf Fernreisen kommen mit den Satschüsseln am besten klar. Geräte mit 85 Zentimeter Spiegeldurchmesser empfangen Signale des Satelliten Astra 1, über den die Programme aus dem deutschsprachigen Raum laufen, vom Norden Skandinaviens bis weit nach Nordafrika hinein und von Portugal bis in die Zentraltürkei. Mit nur 65 Zentimeter Spiegeldurchmesser reicht das Empfangsgebiet über Europa, bis an Nordafrikas Küsten und bis zur Höhe von Trondheim in Norwegen.
Parabolantennen bieten als einzige das “Rundum-Sorglos-Paket”. Die besten Geräte können längst mehr als den Satelliten automatisch suchen. Für Anlagen wie die Oyster Premium oder die Teleco Flatsat ist nur noch eine Fernbedienung nötig. Gesteuert wird die Antenne über eine Elektronikeinheit und eine Software auf dem Fernseher mit integriertem Receiver. Zudem können die Geräte den Empfangskopf (LNB) drehen, um den Verlust der Signalstärke durch die Erdkrümmung auszugleichen. Von den Herstellern wird das meist Auto-Skew genannt. Wichtig ist diese Funktion im Südwesten oder Südosten Europas.
Mit Vollausstattung kosten die Anlagen aber schnell zwischen 1500 und 3000 Euro. Wer sich nur in der Mitte Europas von Nord nach Süd bewegt, kann sich zum Beispiel den Auto-Skew sparen.
Auf Dächern mit wenig Platz kommen die Flachantennen ins Spiel. Zusammengeklappt sind die Geräte mit rechteckigem Spiegel oft weniger als 15 Zentimeter hoch. Da das LNB im Gehäuse steckt, fehlt der Arm, der beim Ausrichten ausschwenkt.
Dieser Vorteil kostet aber Reichweite. Ab Stockholm im Norden, Neapel im Süden, Madrid im Westen und Warschau im Osten kommen deutschsprachige Sender in der Regel nur noch bruchstückhaft an. Mit manchen Flachantennen wie der Cytrac von Ten Haaft ist der Emfpang von Astra 1 mit Hilfe von über 1000 Kleinantennen im Gehäuse zwar auch an den Rändern Europas und in Nordafrika möglich. Sie hat wie fast alle Flachantennen – Ausnahme Megasat Countryman Professional – keinen Auto-Skew. Wer selten in die Randzonen des Empfangsgebiets fährt, kann das LNB zwar mit der Hand nachjustieren. In der Endabrechnung sind Flachantennen eher für Vielfahrer geeignet, die sich in Zentraleuropa bewegen, im Norden nicht über Dänemark hinaus fahren und im Süden nicht über die Toskana. In diesem Gebiet finden sie den Satelliten selbstständig, müssen das LNB nicht nachjustieren und haben fast immer Empfang. Zwischen 1500 und 2500 Euro kosten gute Flachantennen.
Vor Stürmen an Küsten geschützt wird eine Satellitenantenne unter einer Kuppel. Dank der Haube zieht aber auch der Fahrtwind vorbei, ohne die kleine Parabolantenne im Gehäuse zu beschädigen. Da sie sich in wenigen Sekunden neu ausrichten, empfangen einige von ihnen die Sat-sSignale während der Fahrt. Reisemobilisten können also auch auf der Autobahn in Italien oder Frankreich fernsehen, aber vor allem ihren deutschsprachigen Lieblingssender im Radio hören.
Im Vergleich zu Flach- und Parbolantennen steht die Kuppel aber immer 30 bis 40 Zentimeter in die Höhe. Das darf der Fahrer beim Parken in der Garage oder bei flachen Unterführungen nie vergessen. Die Antenne in der Haube ist dagegen relativ klein, weshalb die Reichweite etwa der von Flachantennen entspricht.
Obwohl das Zeitalter der Automatik eingeläutet worden ist, halten sich manuell verstellbare Satantennen auf dem Markt. Da sie ohne Motoren zur Ausrichtung auskommen, schonen sie den Geldbeutel ihrer Käufer: Preise zwischen 500 und 800 Euro.
Allerdings wird ein Sat-Finder benötigt, um die Antenne auf das Trägersignal des gewünschten Satelliten auszurichten. Wer oft den Standort wechselt, muss seine Satanlage häufig neu justieren. Unabhängigkeit vom Landstrom versprechen Antennen mit Solarpanelen auf der Rückseite. Sie laden im Ruhemodus etwa die Strommenge wieder auf, die sie zum Ausrichten und zum Fernsehempfang brauchen. Häufig drehen sich die Satmodule zudem mit der Sonne. Deshalb sind sie sehr effizient, trotz kleiner Fläche. Die Reichweite und der Funktionsumfang hängt vom Antennentyp ab, auf den der Stromerzeuger montiert ist. Mit einem Preis von 3000 Euro muss dann aber schon gerechnet werden. Ähnlich teuer sind Sat-Anlagen, mit denen man auch im Internet surfen kann. Die Verbindung ist zwar nicht die schnellste. Trotzdem sind sie keine schlechte Lösung für Geschäftsreisende, die im Ausland unterwegs sind und Roaming-Gebühren über Mobilfunk umgehen möchten. Zuletzt gibt es noch tragbare Satellitenantennen – unter Hauben, in Koffern oder auf Stativen. Die Reichweite hängt neben der Größe von der Bauart ab. Tragbare Antennen können auch mal daheim bleiben und liegen auf der nächsten Reise mit einem Handgriff in der Garage. Ein weiterer Vorteil ist ihre Beweglichkeit. Wer unter Bäumen steht, kann mobile Antennen ein Stück entfernt unter freiem Himmel aufbauen, wenn das Kabel lang genug ist. Ohne Suchautomatik gibt es sie schon für weniger als 300 Euro. Mit Automatik kosten die Geräte abhängig von der Bauart zwischen 600 und 1400 Euro. Sie sind vor allem für Wenignutzer eine Alternative.
Parabolantennen
Gut geeignet für: Vielfahrer auf Fernreise
+ höchste Reichweite aller Systeme
– brauchen viel Platz beim Ausrichten
Flachtantennen
Gut geeignet für: Auf Tour in Zentraleuropa
+ flache Aufbauhöhe, wenig Platzverbrauch
– meistens kein Auto-Skew
Kuppelantennen
Gut geeignet für: Nutzung Während der Fahrt
+ empfangen auch auf der Fahrt
– Kuppel ist relativ hoch
Manuelle Antennen
Gut geeignet für: Sparfüchse, die selten umziehen
+ sehr preisgünstige Anlagen
– Sat-Finder zur Ausrichtung nötig
Sonderantennen
Besonders geeignet für: Freunde der Flexibilität
Tragbare Antennen
Besonders geeignet für: Ab-Und-Zu-Nutzer
+ günstig, keine Montage
– Aufbau vor jeder Nutzung
Nachrüstung
Die Nachrüstung einer Satellitenanlage auf dem Reisemobildach kann zum Puzzlespiel werden. Denn der Arm mit dem LNB schwenkt bei der Positionssuche aus. Dabei darf er nicht an Solarpanele, Klimaanlagen und Panoramafenster stoßen. Ist die Position gefunden, schaffen Experten wie Jürgen Steitz von Steitz Fahrzeugtechnik in Groß-Gerau den Einbau einer automatsichen Parabolantenne wie der Teleco Flatsat in drei Stunden. Zuerst wird eine Edelstahlplatte befestigt, auf der die Trägereinheit mit Schwenkmotor und LNB-Arm montiert wird. Danach wird die Elektronik angeschlossen und der Spiegel festgeschraubt. Es fehlt nur noch das Kabel zum Fernseher, über den die Antenne per Fernbedienung gesteuert wird. Die Satschüssel richtet sich immer neu aus, sobald man in ein Programm wechselt, das ein anderer Satellit ausstrahlt.
Schritt-für-Schritt-Anleitung: Satelliten ausrichten
- Zuerst wird die Position bestimmt. Der Antennenarm braucht genug Platz, damit er beim Schwenken nicht gegen andere Bauteile stößt.
- Nachdem die Trägerplatte und die Antenne sitzen, wird ein Loch für den Kabelkanal durch das Dach gebohrt.
- Die Kabelführung muss unbedingt mit Dichtmasse versiegelt werden. So klebt das Bauteil fest und es kann kein Wasser ins Innere des Fahrzeugs sickern.
- Die Kabeldose aus Aluminium führt die Kabel ohne Knick in den Innenraum und hält Schmutz und Wasser vom Bohrloch fern.
- Der letzte Arbeitsschrit auf dem Dach ist die Montage des Spiegels. Dafür muss der Antennenarm ausgefahren werden.
- Innen ist der erste Arbeitsschritt der Anschluss an die Steuereinheit. Die wird später in einem Schrank oder einem Elektronikfach befestigt.
- Obwohl das Elektronikbauteil später nicht zu sehen ist, steuert es die automatische Ausrichtung der Antenne und die Einstellung des LNB.
- Bedient wird die Teleco Flatsat Elegance Smart über den Fernseher, der mit der entsprechenden Software ausgestattet ist.