Wer mit einem großen Mobil durch Österreich fährt, sollte sich rechtzeitig eine Go-Box besorgen.
Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Reisemobilisten, die seit Anfang des Jahres auf österreichischen Autobahnen ohne oder mit unzureichend aufgeladener Go-Box angetroffen werden, können diese bittere Binsenweisheit nur bestätigen. Denn – ob es einem gefällt oder nicht – seit dem 1. Januar sind alle Reisemobile über 3,5 Tonnen auf den Schnellstraßen der Alpenrepublik mautpflichtig. Und im Gegensatz zum deutschen Maut-debakel hat das Nachbarland ein System aufgebaut, das auf Anhieb funktioniert – samt den entsprechenden Kontrollen. Dabei ist es gar nicht so schwer, sich auf die neuen Bedingungen einzustellen, wie eine Probe aufs Exempel von promobil zeigte. Der erste Schritt: Bereits vor dem Grenzübertritt nach Österreich sollte die so genannte Go-Box an Bord des Mobils sein: Dieses zigarettenschachtelgroße Kästchen mit einem Sender ist sozusagen der elektronische Ausweis, dass die Maut bezahlt wurde. Verkauft werden die Go-Boxen an einer Reihe von Autobahnraststätten und Tankstellen in Süddeutschland. „Das geht reibungslos“, bilanziert Ilse Freisler, die Betreiberin der Tankstelle Hochfelln-Süd an der A 8. Tatsächlich ist die Transaktion in Minutenschnelle erledigt: Autofahrer müssen bei Erwerb der Go-Box nur das Kennzeichen angeben. Egal, wie viele Achsen das Fahrzeug hat und ob sich ein Hänger am Haken befindet: Grundsätzlich werden Reisemobile in der Kategorie 2 der zweiachsigen Fahrzeuge eingeordnet.
Für diese Fahrzeuge werden für jeden zurückgelegten Kilometer auf österreichischen Autobahnen 15,6 Cent fällig – eine Tour von Salzburg nach Wien schlägt also mit rund 45 Euro zu Buche. „Die Leute jammern zwar über die Kosten, aber es nützt ja nichts“, hat Ilse Freisler erkannt, „es hat sich herumgesprochen, dass die Strafen sehr hart sind.” Fünf Euro sind zusätzlich obligatorisch für den erstmaligen Erwerb der Go-Box. Die meisten Reisemobilurlauber nutzen dabei das Pre-Pay-Verfahren, bei dem von vornherein gegen entsprechende Bezahlung ein Guthaben auf die Go-Box geladen wird, das dann elektronisch nach gefahrener Strecke „abgefahren” wird. Keine Sorge vor zu viel bezahlter Maut: Bei Rückgabe der Go-Box werden nicht verbrauchte Maut-Werte anstandslos wieder zurückerstattet. Vielfahrer in Österreich können auch das Post-Pay-Verfahren nutzen, bei dem die fälligen Beträge im Nachhinein in Rechnung gestellt werden. Damit die Kommunikation zwischen den Go-Boxen und den an sämtlichen Autobahnauffahrten installierten Mautbrücken funktioniert, müssen die kleinen Kästchen gut sichtbar an der Windschutzscheibe befestigt werden. Für metallisierte Windschutzscheiben gibt es sogar Sonderformen der Go-Box. Bei der Durchfahrt unter einer Mautbrücke signalisiert ein kurzer Piepston, dass alles in Ordnung ist. Wenn es dagegen zweimal schnarrt, sollten Reisemobilfahrer langsam, aber sicher die nächste Mautvertriebsstelle ansteuern, heißt es doch, dass sich das Mautguthaben dem Ende zuneigt. Und wenn gar kein Pieps ertönt, besteht sogar die Pflicht, unverzüglich die nächste Go-Verkaufsstelle aufzusuchen.
Denn andernfalls laufen die Reisemobilisten Gefahr, rigoros von den in Österreich neu eingeführten „Mautaufsichtsorganen” zur Kasse gebeten zu werden. Rund 40 mobile Kontrollstationen hat die Autobahnbetreibergesellschaft Asfinag landesweit rund um die Uhr eingesetzt. Und die silber lackierten Kleinbusse haben es buchstäblich in sich: Mit dem auf dem Dach installierten Peilsender können die „Maut-Sheriffs“, die diese Bezeichnung gar nicht gerne hören, feststellen, ob sich eine Go-Box an Bord befindet, diese richtig eingestellt wurde oder noch genügend Guthaben aufweist. Und auf Knopfdruck kann obendrein festgestellt werden, ob jemand schon einmal negativ aufgefallen ist. „In der Regel verhalten sich die Leute sehr kooperativ, und sie sind freundlich“, betont Anita Meikl, die mit ihrem Kollegen Franz Meisnitzer für die Maut-kontrollen im Raum Salzburg zuständig ist. Ist aber keine Go-Box an Bord oder wurde stattdessen fälschlicherweise nur eine Vignette an einem Reisemobil über 3,5 Tonnen angebracht, verfinstern sich die Mienen der Kontrollierten zumeist, weil dann die so genannte Ersatzmaut kassiert wird – saftige 220 Euro. Proteste dagegen helfen nur wenig, haben doch Meikl, Meisnitzer und ihre Asfinag-Kollegen das österreichische Recht voll auf ihrer Seite. Bei Weigerung der Bezahlung können die Mautaufseher Fahrzeuge sogar bis zu drei Tagen an die Kette legen. „Das ist bei uns bisher aber noch nicht notwendig gewesen“, freut sich Anita Meikl. Sie wünscht sich auch, dass dies so bleibt. Und deshalb ihr Rat: „Wer sich an die Regeln hält, hat auf Österreichs Autobahnen auch nichts zu befürchten.“