Ihnen fehlen im Reisemobil noch ein paar Sitzplätze? Kein Problem, mit geprüften Gurtböcken – fachgerecht eingebaut – wird das Mobil familientauglich.
„Hilfe! Uns fehlt ein Gurtplatz in unserem Fahrzeug.“ Anfragen mit diesem Tenor erreichen die Redaktion in schöner Regelmäßigkeit. Sei es, dass eine junge Familie Zuwachs bekommen hat oder dass künftig die Enkel mit auf Tour gehen sollen. Oder weil das Traummobil aus zweiter Hand zwar über den Wunschgrundriss nicht aber die benötigten Sitzplätze mit Dreipunktgurten verfügt.
Für solcherart Hilferufe hat Wolfgang Hirmke ein offenes Ohr, denn in seiner Werkstatt (Tel. 0951/968-62-21, Valentinstr. 49b 96103 Hallstadt, www.vsr-systeme.de) werden zugelassene Gurtplätze nachgerüstet – selbstverständlich inklusive TÜV-Abnahme. Dabei benutzt das engagierte Team hochwertige und vor allem geprüfte Komponenten von Unex. Der Metallverarbeiter selbst beliefert ausschließlich die Fahrzeughersteller mit großen Stückzahlen. Den Nachrüstbereich betreut die Werkstatt von Peter Förster und Wolfgang Hirmke in Bamberg. promobil hat den beiden bei der Gurtnachrüstung über die Schulter geschaut.
Praxis: Gurte nachrüsten
Klassisches Baumuster
Die Ausgangssituation ist bei vielen Reisemobilen gleich: Hinter dem Fahrersitz ist oft eine Sitzgruppe mit gurtloser Bank gegen die Fahrtrichtung montiert.
Hier sollen zwei Dreipunktgurte nachgerüstet werden, damit das Familienfahrzeug später über insgesamt sechs vollwertige Plätze verfügt. Die erste Inspektion der Gegebenheiten offenbart eine leere Sitztruhe. Ihr Sperrholzaufbau bietet keinen nennenswerten Halt. Sie wird teilweise entfernt, ehe der Gurtbock samt den beiden Automatikgurten in den Wohnraum gehievt wird. Auch ein paar Kabel und ein Verteilerrohr müssen zur Seite rücken, dann kann’s losgehen.
Die Montage ist ein Job für Profis
Universallösungen gibt es nicht – jeder Gurtbock muss quasi individuell an das jeweilige Reisemobil angepasst werden.
Bei der ersten Anprobe in unserem Beispiel zeigt sich schnell, dass die Befestigungslasche des Gurtbocks auf der Fensterseite gekürzt werden muss. Das ist häufig der Fall, denn die Rückhaltesysteme wurden als Universallösung konzipiert. Eine typspezifische Haltekonstruktion für jedes der zigtausend Reisemobilmodelle wäre kaum vorstellbar.
Doch diese Universallösung erscheint durchdacht: Damit ein Gurtbock für den Einbau überhaupt zuge lassen wird, muss er zunächst eine Belastungsprobe beim TÜV bestehen. Dafür wird das Gestell an den ungünstigsten Stellen verschraubt, nämlich an den äußeren Enden der Befestigungslaschen. Das Unex-System hat so alle Prüfungen bestanden. Werden dann für den Einbau in ein konkretes Fahrzeug diese Laschen gekürzt, so verringert sich durch den kürzeren Hebelarm die Belastung auf die entscheidenden Schweißnähte. Damit ist das Kürzen problemlos möglich, ohne dass die Zulassung des Gurtbocks erlischt.
Im nächsten Arbeitsschritt wird die Verschraubung mit dem Fahrzeugchassis vorbereitet. Dazu stimmt man zunächst die Lage des Gurtbocks im Innenraum auf die Position des Längsträgers am Fahrzeugchassis ab. Erst danach werden links und rechts des Längsträgers die Bohrungen für massive Gewindestangen gesetzt. Diese Gewindestangen verbinden den eigentlichen Gurtbock mit dem tragenden Fahrgestell.
Die Gewindestangen drücken am Unterboden zwei solide U-Profile gegen den Längsträger. Damit dieser nicht unter den bei einem Unfall auftretenden Belastungen einknickt, wird der Fahrzeugrahmen in diesem Bereich in der Regel durch zusätzlich aufgelegte Verstärkungsprofile versteift.
Diese Anpassungsarbeiten verlangen Erfahrung, denn jedes Fahrzeug ist ein bisschen anders. So liegt zum Beispiel im vorliegenden Fall eines der beiden U-Profile im stabilen Verschraubungsbereich zwischen Alko-Rahmen und Fiat-Fahrerhaus. Hier sind keine zusätzlichen Versteifungen nötig.
Damit der Sandwichboden beim Anziehen der Gewindestangen nicht zwischen Gurtbock und Längsträger zusammengedrückt wird, setzt das Werkstattteam in diesem Bereich eine zusätzliche, überdimensionale Bohrung. Hier hinein wird eine maßgeschneiderte Distanzhülse einführt. Sie leitet die Anpresskräfte des Gurtbocks direkt auf den Längsträger weiter. Das schont den Aufbauboden und verhindert, dass sich die Verschraubungen im Laufe der Zeit lockern, weil die Sandwichplatte unter den Belastungen etwas nachgibt.
Anschließend werden die Muttern auf den Gewindestangen mit dem erforderlichen Drehmoment angezogen. Damit ist die Montage des Gurtgestells eigentlich abgeschlossen. Was dann noch fehlt ist die Abdichtung der Bohrungen von außen. Denn schließlich darf durch die Löcher kein Spritzwasser in den Sandwichboden eindringen.
Ohne TÜV-Abnahme läuft nichts
Nach dem Einbau des Gurtsystems muss das Mobil bei einem Sachverständigen vorgeführt werden. Bei erfolgreicher Abnahme ist der Eintrag bei der Behörde kein Problem.
Nach der Montage des Gurtgestells sind in aller Regel kleinere Änderungen am Sitzbankgehäuse aus Sperrholz sowie an den Polstern nötig. Doch im Unterschied zu den bisher beschriebenen, sicherheitsrelevanten Arbeiten kann man die se Änderungen eventuell in Eigenregie erledigen. Das reduziert etwas die Kosten für einen solchen Umbau. Für den Gurtbock sind etwa 700 Euro fällig, zu denen sich rund 700 Euro für den Einbau addieren.
Abschließend fehlt nur die Abnahme durch einen Sachverständigen vom TÜV. Dieser kontrolliert den fachgerechten Einbau und bescheinigt die zusätzlichen Sitzplätze – unter einer Voraussetzung: Das Reisemobil muss dafür die vorgeschriebenen Zuladungsreserven von 85 Kilogramm pro Sitzplatz besitzen. Die Abnahme kostet rund 40 Euro. Mit dieser Bescheinigung lässt man die neuen Sitzplätze auf der Zulassungsstelle für etwa 25 Euro in die Fahrzeugpapiere eintragen. Damit ist der Umbau amtlich und die Plätze sind offizieller Bestandteil des Mobils.Gurte für besondere Fälle
Nicht immer liegt der Fußboden des Wohnraums direkt auf dem Fahrgestell auf, wie im gezeigten Beispiel. Doch auch für Mobile mit Doppelboden gibt es eine Lösung zum Nachrüsten von Gurtplätzen.
Mit sogenannten Distanzböcken lassen sich die bei einem Unfall auf den Gurtbock wirkenden Kräfte durch den Doppelboden hindurch auf das darunter liegende Chassis übertragen. Dabei können diese geprüften und zuge lassenen Bauteile in mehreren Stufen eine Doppelbodenhöhe von bis zu 320 Millimetern überbrücken. Mit Hilfe von Zwischenlagen aus Hartholz wird der Distanzbock beim Einbau millimetergenau auf die vorhandenen Gegebenheiten angepasst. Für jeden montierten Gurtbock benötigt ein Doppelbodenfahrzeug zwei dieser Bauteile, die zusammen 380 Euro kosten. Die Kosten für den Einbau werden dann je nach Aufwand auf Basis des Stundenlohns von 50 Euro berechnet. Auch auf den in jüngster Zeit populären, kurzen Längsbänken lässt sich ein zugelassener Sitzplatz mit Dreipunktgurt realisieren. Hier ist unter Umständen ein etwas erhöhter Montageaufwand nötig. Und selbst in die früher sehr beliebten Hecksitzgruppen lassen sich in vielen Fällen sichere Gurtplätze installieren. In aller Regel werden hier zwei Einzelsitzplätze eingebaut. Deren Position muss jedoch vorher geprüft werden, denn nicht immer ist der Heckrahmen tragfähig.
Mit sogenannten Distanzböcken lassen sich die bei einem Unfall auf den Gurtbock wirkenden Kräfte durch den Doppelboden hindurch auf das darunter liegende Chassis übertragen. Dabei können diese geprüften und zuge lassenen Bauteile in mehreren Stufen eine Doppelbodenhöhe von bis zu 320 Millimetern überbrücken. Mit Hilfe von Zwischenlagen aus Hartholz wird der Distanzbock beim Einbau millimetergenau auf die vorhandenen Gegebenheiten angepasst. Für jeden montierten Gurtbock benötigt ein Doppelbodenfahrzeug zwei dieser Bauteile, die zusammen 380 Euro kosten. Die Kosten für den Einbau werden dann je nach Aufwand auf Basis des Stundenlohns von 50 Euro berechnet. Auch auf den in jüngster Zeit populären, kurzen Längsbänken lässt sich ein zugelassener Sitzplatz mit Dreipunktgurt realisieren. Hier ist unter Umständen ein etwas erhöhter Montageaufwand nötig. Und selbst in die früher sehr beliebten Hecksitzgruppen lassen sich in vielen Fällen sichere Gurtplätze installieren. In aller Regel werden hier zwei Einzelsitzplätze eingebaut. Deren Position muss jedoch vorher geprüft werden, denn nicht immer ist der Heckrahmen tragfähig.