Acrylglasfenster sind leicht, günstig und isolieren gut – kurzum: die perfekten Eigenschaften für den Einsatz im Reisemobil. Allerdings sind sie kratzempfindlich und bedürfen besonderer Pflege.
Acrylglas hat einen Nachteil – es ist sehr kratzempfindlich. Das heißt: Der gröbste Staub und Schmutz muss zunächst gründlich mit Wasser abgespült werden, weil dieser sonst wie Schleifmittel wirkt – kein schöner Effekt. Nun hat man das Fahrzeug also schon gewaschen und soll trotzdem noch mal an die Fenster ran. Warum das denn?
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Acrylglas benötigt besondere Pflege
Zum einen, weil das Resultat der Wagenwäsche mit dem Hochdruckreiniger zu wünschen übrig lässt; während der Lack schon glänzt, sehen die Scheiben immer noch stumpf aus. Zum anderen, weil Acrylglas besonderer Pflege bedarf. Spezielle Acrylreiniger säubern ohne Lösungsmittel, die Spannungsrisse verursachen, und erfüllen zugleich einen weiteren Zweck: Sie reduzieren die elektrostatische Aufladung, zu der Acrylglas wie alle Kunststoffe neigt und die Staub magisch anzieht. Die schmutzabweisende Wirkung hält zwar nicht dauerhaft, aber immerhin einige Zeit an. Mehrmals im Jahr sollte man also Spezialreiniger zur Unterhaltsreinigung einsetzen.
Wichtig: Immer reichlich Reiniger aufsprühen, Acryl nie trocken abreiben. Zum Nachwischen sollte man ein sehr weiches Tuch verwenden, besser ist ein sauberer Schwamm oder Küchenkrepp. Wie sich im Test zeigte, taugen Mikrofasertücher für Acrylfenster nur bedingt. Die harte Faser – Grund für die prinzipiell gute, auf anderen Flächen erwünschte Reinigungsleistung – hinterlässt auf den Scheiben viele haarfeine Mikrokratzer, die man gegen die Sonne vor allem auf getönten Scheiben gut erkennt.
So testet promobil Pflegeprodukte für Acryglasfenster
Bewertet haben wir die Pflegeprodukte nach dem Resultat und danach, wie einfach die Anwendung ist. Im Reinigungsergebnis überzeugten alle Mittel. Solche, die einen schaumigen Film auf die Scheibe sprühen (Multiman, Mellerud), schneiden jedoch besser ab als sehr flüssige, die kürzer einwirken und schneller aufgewischt werden müssen (Dr. Keddo, Yachticon). Eine Nachbehandlung, wie beim Certiman-Produkt, das mit Wasser wieder abgespült werden muss, ist aufwendiger. Hier fehlt auch eine Gebrauchsanweisung auf der Flasche. Am gut reinigenden Mellerud-Produkt nervte uns die tropfende Sprühflasche.
Da Acryl eher weich ist, lassen sich Kratzer aus der Oberflächeauspolieren. Wir probierten für die kleinen Kratzer zwei unterschiedliche Produkte aus. Acryleit von Dr. Keddo ist einfach anzuwenden. Die Fläche fühlt sich deutlich glatter an als nach der bloßen Reinigung. Weniger gut kamen wir mit der Acrylpolitur von Rot-Weiss zurecht, auch weil sie nur kleinflächig aufgetragen werden und nicht antrocknen darf, was die Arbeit in die Länge zieht. Leichte Spuren blieben zudem sichtbar.
Also probieren wir’s mit einer Versiegelung. Sehr einfach klappt das mit dem Mellerud-Produkt. Das Ergebnis überzeugt: Die Pflege füllt auch tiefere Putzkratzer, die Fläche ist spiegelglatt, fühlt sich weich an, Wasser perlt in Tropfen ab, ohne Spuren zu hinterlassen. Das Finish ist tief glänzend. Die Versiegelung von Cleanofant besteht aus zwei Komponenten: dem Primer, der zugleich reinigen soll, und dem Coating. Der Reiniger überzeugt nicht ganz. Das Nachpolieren ist langwierig, denn der Versiegelungsfilm bleibt lange schlierig und muss mit viel Druck gleichmäßig und streifenfrei verteilt werden. Zum Schluss ist die behandelte Fläche aber kaum von der mit Mellerud behandelten zu unterscheiden. Trotz der aufwendigeren Anwendung geben wir ein “empfehlenswert”, weil das Cleanofant-Produkt sich auch für die Mineralglasscheiben des Basisfahrzeugs eignet.
Vor allem der Windschutzscheibe sollte man wenigstens einmal im Jahr eine Politur gönnen. Sie entfernt auch hartnäckigen Schmutz, mit dem die Wäsche nicht fertig wird und der auf Dauer die Wischerblätter schädigt. Auch die Ränder von Mautplaketten verschwinden. Tiefere Beschädigungen bleiben erhalten. Besonders leicht anzuwenden ist Car Glass Polish von Autoglym. Die Poliermilch wird flächig aufgetragen und nach kurzem Ablüften mit Druck auspoliert. Dazu ist ein Mikrofasertuch perfekt. Ebenfalls kristallklar ist die Scheibe nach der Behandlung mit der einfach zu handhabenden Nigrin Scheiben-Politur. Sonax Glass Polish kann manuell oder maschinell verarbeitet werden. Die Anwendung ist aufwendiger, weil die Politur immer wieder befeuchtet werden muss. Der Umgang mit Schleifpad und -maschine ist nicht jedermanns Sache und erfordert viel Umsicht. Das Risiko, sich als ungeübter Anwender zusätzliche Kratzer einzufangen, ist durchaus vorhanden. Das Ergebnis der Politur von Hand ist jedoch sehr gut.