Motorprobleme bei Ford Wohnmobilen: Motorschäden beim Ford Transit


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Seit den ersten Meldungen über Motorprobleme beim Ford Transit sind viele Besitzer verunsichert. Wie kann man die Schäden vermeiden? Dürfen die Betroffenen mit Kulanz rechnen? Auf diese Fakten kommt es an.

Die Berichterstattung hat einiges ins Rollen gebracht. Gelöst ist das Problem kapitaler Motorschäden beim Ford Transit damit nicht. promobil-Leser Manfred Hartmann schreibt: “Jetzt gibt Ford nach öffentlichem Druck wenigstens ein Motorproblem zu. Nur was hilft mir das bei meinem Fahrzeug? Ich traue mich gar nicht, damit in den Urlaub zu fahren …”


Was tun bei Motorproblemen beim Ford-Transit-Basisfahrzeug?

Verständlich ist diese Sorge schon. In promobil, aber auch an anderer Stelle konnte man von jäh beendeten Touren lesen: Fahrer bemerken zunächst Leistungsverlust, halten an und beobachten dann in den meisten Fällen ein unvermitteltes Hochdrehen des Motors, das sich auch durch Abziehen des Zündschlüssels nicht verhindern lässt. Rauchentwicklung lässt auch beim technischen Laien keinen Zweifel daran, dass dieser Urlaub zu Ende ist.


Die Werkstatt stößt später auf gebrochene Kolben und stellt eine dicke Rechnung, deren Summe etwa zwischen 5.000 und 10.000 Euro liegt. Schlimm für die Betroffenen, zumal es sich oft um Fahrzeuge mit nur fünfstelliger Kilometerleistung handelt. Doch helfen Verallgemeinerungen an dieser Stelle nicht weiter.


Das Problem, das von einer fehlerhaften Einspritzung verursacht wird, betrifft längst nicht alle Ford-Modelle, und auch unter jenen mit erhöhtem Risiko ist der frühzeitige Motorschaden kein unausbleibliches Naturereignis. Sonst gäbe es noch mehr Berichte dieser Art, auch bei gewerblich genutzten Transit.


Was sagt Hersteller Ford zu den Problemen?

Bei Ford hat man einige Fälle genauer untersucht und als Ursache “sehr Camper-spezifische Faktoren identifiziert”. Ford-Sprecher Isfried Hennen nennt konkrete Abhilfemaßnahmen: “Viele Wohnmobile werden mehrere Monate im Jahr nicht bewegt und zum Teil sogar stillgelegt. Es empfiehlt sich, nach längerer Standzeit das Wohnmobil einem gründlichen Check zu unterziehen, und zwar vom Fachmann, also vom Ford-Händler. Er prüft in diesem Zusammenhang, ob das Fahrzeug genug Öl und andere Betriebsstoffe hat. Gegebenenfalls werden diese Betriebsstoffe fachgerecht und entsprechend der Herstellerempfehlungen ausgetauscht oder nachgefüllt. Insbesondere zu wenig Öl und/oder altes, verbrauchtes Öl und/oder Öl mit der falschen Viskosität kann den Motor schädigen.” Zu weiteren Vorsorgetricks, die in Internetforen kursieren, will man sich bei Ford nicht äußern.


Service-Aktion von Ford

Um Verunsicherungen zu beseitigen, hat Ford im Dezember 2015 außerdem eine Service-Aktion gestartet: “Es geht darum sicherzustellen, dass die PCM-Software in den möglicherweise betroffenen Transit-Basisfahrzeugen auf dem neuesten Stand ist. Sollte dies bei der Überprüfung durch den Ford-Händler nicht der Fall sein, wird die neueste Version aufgespielt.” PCM steht dabei für Powertrain Control Modul, also die Motorelektronik.


Bis heute warten zahlreiche Transit-Besitzer auf die Aufforderung zu einer solchen Service-Aktion, doch ist in dieser Sache auch in Zukunft keine Post von Ford zu erwarten: Damals verkaufte man die Fahrgestelle nicht an Endkunden, sondern an Reisemobilhersteller. Die Halteradressen liegen deshalb in Köln nicht vor. Somit bittet man nun die Besitzer, sich mit ihrem Ford-Händler in Verbindung zu setzen.


Alle Ford-Werkstätten sollten über die Service-Aktion informiert sein, die für die betroffenen Reisemobilhalter kostenfrei durchgeführt wird. Die Nachfrage zur Wirkungsweise der neuen Software für Motor und Einspritzanlage beantwortet Ford so: “Das Update stellt sicher, dass die betroffenen Fahrzeuge den aktuellsten Kalibrierungsstatus haben. (Negative) Auswirkungen auf Leistung, Drehmoment oder Verbrauch sind nicht zu erwarten.”


Was tun, wenn der Schaden bereits geschehen ist?

Für jene, die bereits einen Motorschaden an ihrem Transit hatten, kommt die Aktion zu spät. Weil in diesen Fällen die Gewährleistungsfrist längst abgelaufen ist, sind die Besitzer auf Kulanz angewiesen. Ford prüft dabei jeden Einzelfall: “Grundsätzlich gilt aber, dass das Fahrzeug gemäß den laut Serviceplan vorgeschriebenen Intervallen von einem Ford Service-Partner in Deutschland regelmäßig gewartet worden sein sollte.” Gerade diese Regelung wird von vielen Betroffenen heftig kritisiert. Schließlich befinden sich viele Fahrzeuge in zweiter Hand, und da kommt es nicht selten vor, dass ein Vorbesitzer zum Ölwechsel eine freie Werkstatt ansteuerte.


Fairerweise muss man hier anmerken, dass diese Art von Kulanzentscheidungen unter Automobilherstellern die Regel ist. Die gesetzlich keinesfalls verbriefte Chance auf Kulanz schwindet für Autobesitzer ebenso bei mehr als fünf Jahre alten Fahrzeugen und höheren Kilometerleistungen.


Kulanzregelung bei Ford

Doch Reisemobile werden meist weniger intensiv genutzt als Pkw und altern langsamer. Daher bekam man bei Ford den Unmut der Transit-Besitzer mit Motorschäden zu spüren und legt nach: “Ford hat eine großzügige Kulanzregelung aufgesetzt: Ford wird den betroffenen Kunden mit bis zu zehn Jahre alten Fahrzeugen ohne Kilometerbegrenzung bei etwaigen Motorschäden 70 Prozent Kulanz oder mehr anbieten, sofern kein eindeutiges Kundenverschulden oder andere Gründe vorliegen, die eine Kulanzregelung im Einzelfall ausschließen. Die Höhe der Summe bemisst sich vor allem an der Serviceloyalität zum Ford-Partner.”


Die Treue zu Ford spielt also weiterhin eine Rolle, doch klingt das schon kundenfreundlicher und wird nach ersten Erfahrungen auch für zurückliegende Fälle so umgesetzt. Eine Nachfrage kann sich lohnen. Wäre zu hoffen, dass das Thema Motorschäden beim Ford Transit in Zukunft keiner Berichterstattung mehr bedarf.


Betroffene Ford-Transit-Motoren: Um diese Motoren geht es


Betroffen sind von den Problemen die 2,2-Liter-TDCi-Motoren mit Euro-4-Einstufung, die von 2006 bis 2011 angeboten wurden. Sie finden sich in Reisemobilen auf Basis des frontgetriebenen Transit, die jedoch manchmal noch nach 2011 in den Verkehr kamen. Während die schwächeren Varianten wenig auffällig sind, beziehen sich fast alle Schadensberichte auf die Varianten mit 130 und 140 PS. Als unproblematisch gelten Euro-5-Versionen ab Ende 2011, zu erkennen an silberfarbenen Kühlergrilleinsätzen.



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