Mobiles Internet: Überall gut informiert


0
8 shares

Ohne Internet geht heute nichts mehr. Auch viele Reisemobilisten wollen auf den Service nicht verzichten, von unterwegs E-Mails lesen und sich online über Wetter oder Reiseziele informieren.

Dabei sein ist alles. Der olympische Gedanke gilt uneingeschränkt fürs Internet. So vieles spielt sich heutzutage im Netz ab. Ganze Firmen wie Facebook gründen darauf ihr Geschäftsmodell, mit den Piraten hat eine Partei das Internet zu ihrem Kernthema erkoren, und Verkehrsminister Ramsauer bittet online zum Bürgerdialog über die Neuregelung des Verkehrszentralregisters. Von Möglichkeiten des Online-Einkaufs oder der Partnersuche mal ganz abgesehen.


Dazu passt das Ergebnis der Onlinestudie, die ARD und ZDF jedes Jahr durchführen. Demnach surfen immer mehr Menschen immer länger und immer öfter mobil im Internet. Die Möglichkeiten dazu sind dank moderner Endgeräte wie Smartphones und Tablet-Computer sowie schneller Mobilfunkverbindungen besser denn je. Für Reisemobilfahrer ist daneben Internet per W-LAN oder Satellit eine interessante Alternative.


» Satellit

Von allen Verbindungsarten ist diese am zuverlässigsten. Um unterwegs via Satellit ins Internet zu gelangen, benötigt man eine entsprechende, in der Regel vollautomatische Sat-Anlage. Alden, Crystop, Teleco und Ten Haaft bieten sie an. Äußerlich und technisch unterscheiden sie sich kaum von Sat-Anlagen für den normalen TV-Empfang, mit zwei Ausnahmen.


Da wäre zunächst das Datenmodem, an das mit einem sogenannten Ethernetkabel der Computer angeschlossen wird, meist ein tragbarer Laptop. Das Modem bereitet, vereinfacht gesagt, Daten für die Fernübertragung auf. Alternativ kann man daran auch einen Router anstöpseln. Mit ihm können per Funk (W-LAN) oder Kabel wiederum gleich mehrere Endgeräte zum Internetsurfen verbunden werden.


Der zweite Unterschied zwischen einer normalen und einer internetfähigen Sat-Anlage ist der Low Noise Block Amplifier. Der LNB wird am Arm der Antenne, auch Feed genannt, im Brennpunkt des Satellitenspiegels montiert. Bei einer Internet-Sat-Anlage handelt es sich dabei um einen interaktiven LNB (iLNB), der in der Lage ist, Daten vom Satelliten zu empfangen, bekannt als Download. Zudem kann er auch Daten zum Satelliten senden, was als Upload bezeichnet wird.


Bis vor rund vier Jahren war für den Upload noch eine separate Telefonverbindung notwenig, die durch die Zwei-Wege-Technik entfallen ist. Ohne eine bidirektionale Verbindung wäre ein gezielter Abruf von Inhalten im Netz nicht möglich.


Über den iLNB können auch TV-Sender empfangen werden. Allerdings müsste der LNB für den Wechsel von Internet- auf Fernsehbetrieb jeweils verstellt werden. Ten Haaft löst das mit Hilfe eines kleinen Stellmotors, der auf Knopfdruck automatisch die richtige Einstellung vornimmt. Alle anderen Hersteller spendieren ihren Internet-Sat-Anlagen einen zweiten LNB für den TV-Empfang. Und zumindest Teleco verspricht dadurch eine parallele Nutzung von Fernsehen und Internet.


Neben der beschriebenen Hardware benötigt man einen Vertrag mit einem Internetdienstanbieter, neudeutsch Provider, wodurch weitere Kosten entstehen. Für Internet per Satellit fungieren in Deutschland hauptsächlich Ipcopter oder Filiago als Provider. Einige Hersteller arbeiten nur mit einem Anbieter, andere mit mehreren.


Gemein ist allen Providern, dass sie Internet über den Astra-3-Satelliten anbieten, der bei 23,5 Grad Ost steht. Ipcopter hat sein Angebot erst seit dem 1. Juli von Hellas-Sat auf Astra 3 umgestellt. Um höhere Geschwindigkeiten und Servicesicherheit gegenüber der Situation in Griechenland zu realisieren, so die Begründung.


In den Preislisten der Provider finden sich auch spezielle Tarife für das sogenannte Voice-over-IP (VoIP). Wer diesen Dienst bucht, kann von seinem Reisemobil aus mit einem gewöhnlichen Telefon wie zu Hause telefonieren. Vorausgesetzt es ist zusätzlich eine spezielle Fritz Box installiert und die Internetverbindung steht. Sprich: Die Sat-Antenne muss ausgerichtet sein. Alternativ kann man mit einer VoIP-Software wie Skype über das Internet telefonieren. Die Qualität ist bei dieser Variante aber meist eingeschränkt. Das Signal muss bei Internet via Satellit immer erst einen Weg über einige tausend Kilometer durch den Äther zurücklegen.


» Mobilfunk

Die Netzabdeckung wird besser, und die Geschwindigkeit steigt. Deutlich schneller ist Internet per Mobilfunk. Und nicht nur das: Auch der technische Aufwand ist geringer (siehe auch Interview). Mit entsprechender Hardware macht der Mobilfunk das Internet zum ständigen Begleiter. Es ist (fast) immer und überall erreichbar. Smartphones, Tablet-Computer oder die Netbook genannten Mini-Laptops benötigen dafür lediglich eine freigeschaltete Daten-SIM-Card. Sie wird in einen vorgesehenen Steckplatz eingesteckt. Normale Laptops macht man mit einem USB-Surfstick fit fürs Internet via Mobilfunk.


Die Surf-Geschwindigkeit hängt davon ab, welches Netz verfügbar ist. Man unterscheidet in aufsteigender Reihenfolge fünf Mobilfunkstandards, etwas kryptisch abgekürzt als GPRS, EDGE, UMTS, HSPA und LTE.


Letzterer ist am schnellsten, aber noch nicht flächendeckend erreichbar. Generell gilt, dass schnelle Netze in Ballungsgebieten meist besser ausgebaut sind als auf dem Lande.
Welches Netz man erreicht, richtet sich auch danach, für welchen Mobilfunkanbieter man sich entschieden hat. Gemeinhin gelten die Netze von Vodafone und T-Mobile hierzulande als am besten ausgebaut. Vodafone und T-Mobile sind wie EPlus und O2 Netzbetreiber und Mobilfunkanbieter in einem.


Daneben gibt es reine Mobilfunkprovider. Sie bieten für die Netze der großen vier eigene Tarife an. Insgesamt ist die Zahl der Anbieter groß, im Prinzip gut für Verbraucher und Preise, nicht jedoch für den Durchblick im Tarifdschungel.


Angeboten werden entweder Mobilfunkverträge, in der Regel mit einer Laufzeit von 24 Monaten. Oder Prepaid-Tarife ohne Mindesvertragslaufzeit und Grundgebühr. Stattdessen werden die SIM-Karten mit einem Guthaben aufgeladen, das dann nach und nach verbraucht werden kann. Prepaid ist vor allem für Gelegenheitssurfer geeignet.


Trotz sinkender Roaming-Gebühren ist Internet via Mobilfunk im EU-Ausland noch immer teurer als im Heimatland – in Drittländern sowieso. Wer oft Urlaub in ein und demselben Land macht, kann die Kostenfalle umgehen, indem er sich von einem Mobilfunkanbieter im Gastland eine SIM-Karte oder einen Surfstick besorgt und wegen etwaiger Sprachbarrieren am besten gleich einrichten lässt.


» W-LAN

Wo verfügbar, ist dies oft die kostengünstigste Art zu surfen. Kostenfallen gibt es bei Internet per W-LAN (im Ausland meist WiFi genannt) in der Form nicht. Der Zugang erfolgt dabei über Internet-Zugangspunkte, sogenannte Hotspots. Einige Schnellrestaurants und Cafés bieten sie an, aber auch immer mehr Stell- und Campingplätze. Mitunter ist der Service für eine begrenzte Zeit kostenlos. Häufig wird eine Pauschale fällig.


Anders als teilweise im Ausland muss man sich hierzulande registrieren, wenn man über einen Hotspot im Internet surft. Das hat nicht nur mit der Abrechnung zu tun, sondern auch damit, dass die Nutzer identifizierbar sein müssen. Für über das Internet begangene Straftaten haftet ansonsten der Hotspot-Anbieter. Erforderlich ist für die Registrierung meist eine Mobiltelefonnummer, an die per Kurznachricht (SMS) Zugangsdaten geschickt werden.


Aktuelle mobile Endgeräte verfügen in der Regel bereits über einen integrierten W-LAN-Adapter, mit dem man Hotspots erreichen kann. Die Reichweite beträgt maximal nur 100 Meter. Mit einem externen Adapter sind bis zu 250 Meter drin. Und wer an den Adapter noch eine Rundstrahlantenne hängt, schafft bis zu 800 Meter. Egal für welche Art des mobilen Internetzugangs man sich letztlich entscheidet, ob per Satellit, Mobilfunk, W-LAN, dabei sein ist gar nicht so schwer.


Wie viel kostet mobiles Internet?

Per Satellit: Eine Internet-Sat-Anlage mit Modem kostet im Schnitt 3000 Euro, plus Montage. Der Provider verlangt zunächst einmalig eine Einrichtungsgebühr. Bei Filiago (www.filiago.de) beträgt sie 100 Euro, bei Ipcopter (www.ipcopter.com) 170 Euro oder in Verbindung mit einem Starterpaket 75 Euro.


Roaming-Gebühren gibt es bei Internet via Satellit nicht. Der günstigste Tarif ist bei Filiago ein Volumentarif mit 3 Gigabyte, gültig für ein Jahr, für insgesamt 360 Euro. Bei Ipcopter kosten 2 Gigabyte, gültig für ebenfalls ein Jahr, 120 Euro. Weitere Kos-ten fallen für VoIP-Telefonie an. Für die Fritz Box verlangt Ipcopter 180 Euro, Kunden zahlen 130 Euro. Bei Filiago zahlt man dafür rund 200 Euro. Filiago-Kunden zahlen für die Einrichtung des VoIP-Tarifs einmalig 220 Euro und für Deutschland-Telefonate monatlich 10 Euro fix. Die Kosten für Auslandsgespräche variieren nach Land. Ipcopter verlangt einmalig 45 Euro Einrichtungs-, 25 Euro Grundgebühr pro Monat und pro Gesprächsminute ins EU-Festnetz 3,8 Cent, ins EU-Mobilfunknetz 19 Cent.


Per Mobilfunk: Smartphones, Tablet-Computer, Netbooks oder USB-Surfsticks sind mit entsprechenden Verträgen in der Regel verbilligt zu haben. Der Trend geht zudem hin zu Verträgen, für die man monatlich einen Fixbetrag zahlt. Dafür kann man so viel telefonieren, surfen oder SMS schreiben, wie man will. Bei den Preisen gibt es derzeit viel Bewegung. Wichtig ist es, Angebote zu vergleichen. Eine gute Nachricht kommt von der EU. Sie hat an der Preisschraube für Datentransfers innerhalb Europas gedreht. Seit Juli dürfen Mobilfunkanbieter für ein Megabyte nur noch 0,83 Euro berechnen, ab Juli 2014 noch 0,24 Euro.


Per W-LAN: Einen externen W-LAN-Adapter gibt es schon ab 10 Euro. Eine Rundstrahlantenne kostet bei Boerner Reisemobiltechnik (www.boerner-mobil.de) rund 160 Euro. Als größter Anbieter betreibt die Telekom mehr als 10.000 Hotspots (www.hotspot.de) in Deutschland. Für viele ihrer Kunden ist der Zugang kostenfrei. Für alle anderen kostet der Hotspot-Pass für 60 Minuten 5, für 600 Minuten 20 Euro.


Drei Fragen an

Roland Börner, von Boerner Reisemobiltechnik, spezialisiert auf das Thema Mobiles Internet.

promobil: Internet per Satellit, Mobilfunk oder W-LAN – welche Vor- und Nachteile bieten die drei Möglichkeiten?


Börner: Mit einer Sat-Anlage ist der Zugang zum Internet überall gleich. Einfach die Antenne ausrichten und lossurfen. Die Verbindung ist sehr zuverlässig, sofern freie Sicht zum Satelliten besteht. Dafür ist der Upload relativ langsam, und finanziell ist es mit den höchsten Anschaffungskosten verbunden. Anders der Internetzugang per Mobilfunk. Wer den richtigen Provider wählt, kann im Heimatland güns-tig surfen. Und das mit der potenziell schnellsten Verbindung und geringem technischen Aufwand. Im ländlichen Raum gibt es jedoch oft nur langsame Verbindungen, und im Ausland lauern hohe Kosten. W-LAN ist dagegen oft kostenfrei. Es besteht keine Vertragsbindung, und in touristischen Regionen ist die Verfügbarkeit gut. Außerhalb dafür nicht so.


promobil: Welchem Nutzertypen würden Sie welche der drei Alternativen empfehlen?


Börner: Zur internetfähigen Sat-Anlage rate ich Nutzern, die überall auf ihrer Reiseroute Internet verfügbar haben wollen und eine einfach zu bedienende Lösung für Web, E-Mail und Telefonie suchen. Eine Mobilfunklösung empfiehlt sich für Reisende, die sich vorwiegend in Deutschland und der EU bewegen. Die den Umgang mit Datenverbindungen nicht scheuen, die die Kosten im Blick haben und mit einem Minimum an Technik auskommen wollen.
W-LAN ist für diejenigen gedacht, die gelegentlich und kostenfrei ins Internet wollen.


promobil: Mit welcher Geschwindigkeit kann man unterwegs im Internet surfen?


Börner: Über eine Mobilfunkverbindung kann man theoretisch mit bis zu 7,2 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) im Down- und 1,4 Mbit/s im Upload surfen – real unter Umständen aber auch mal nur mit 50 kbit/s. Das hängt davon ab, welches Netz verfügbar ist. Über eine Sat-Anlage erfolgt der Download mit maximal 4 Mbit/s, der Upload mit 256 kbit/s. W-LAN liegt je nach Hotspot irgendwo dazwischen.



Zur Startseite


Like it? Share with your friends!

0
8 shares