Wann immer sich am Mobiliar etwas absichtlich bewegen lässt, sind Beschläge im Spiel. Zu ihnen gehören auch Scharniere und Schlösser. Eine kleine Typenkunde der wichtigsten Bauformen.
Beschläge sind Funktionsteile, die überwiegend aus Metall bestehen und Möbelteile beweglich machen. Beschläge für Türen und Klappen kann man in Bänder und Scharniere sowie Griffe und Verriegelungen aufteilen. Die im Mobil selteneren Bänder bestehen stets aus zwei voneinander trennbaren Teilen (wie bei den Türen zu Hause), die beiden Seiten eines Scharniers hingegen sind untrennbar miteinander verbunden. Auch Türgriffe gehören zu den Beschlägen. Der Fachmann spricht von Drückern. Die Drückergarnitur besteht aus dem Drückerpaar sowie dem Schließblech, das in die Zarge, sprich Türrahmen, eingelassen wird. Schlossfalle und der Schlossriegel rasten darin ein.
In Reisemobilen kommen zwei Arten von Scharnieren vor: schlichtere, nicht verstellbare dort, wo sich eine Tür nur aus ihrem Ruhepunkt herausdreht oder eine Klappe nach unten öffnet, aufwendigere Scharniere mit integrierten Federaufstellern, sogenannte Federband- oder Hochklappscharniere, samt teils aufwendigen Hebeleien dort, wo Klappen zusätzlich einen Weg um Möbelprofile herum beschreiben müssen. Damit das bewegliche Möbelteil auch exakt vor dem Möbelkorpus sitzt, sind sie einstellbar. Besonders hochwertige Scharniere schließen federunterstützt selbst. Man nennt diese Funktion Soft-Close.
Scharniere aller Art
Eine häufig verbaute Scharnierart sind die Topfscharniere. Sie verankern sich in einem ausgefrästen Loch (Topf) in Tür oder Klappe. Zu ihnen gehören die weit verbreiteten Kurzarmscharniere, die für leichte Türen eingesetzt werden. Türscharniere verzichten auf Aufsteller. Unterschiede ergeben sich hier bei den Öffnungswinkeln.
Die Zuhaltekraft der im Scharnier mit Aufsteller integrierten Federn würde nur ausreichen, um sehr leichtes Gepäck zurückzuhalten. Etwas mehr Widerstand gegen ungewolltes Öffnen versprechen Möbel- und Rollenschnäpper beziehungsweise Magnetverschlüsse. Technisch gesehen arbeiten sie mit Kraftschluss, während Riegel und Haken, die hinter ein Schließblech oder ein entsprechendes Profil greifen, Formschluss erzeugen. In Reisemobilen gehören diese formschlüssigen Schlösser, die bewusst entriegelt werden müssen, zum Standard.
Ebenfalls kommen Federschnäpper/Federschnappverschlüsse, bei denen die Tür zum Öffnen und Schließen gegen eine Feder gedrückt wird, zum Einsatz. Sie sind die optisch dezenteste Riegelversion, weil weder Griff noch Knopf zu sehen sind.
Pushlocks besonders beliebt
Quasi der Golf unter den Riegeln sind Pushlocks, also Druckknopfverriegelungen, wobei die Knöpfe rund und eckig sein können. Runde Knöpfe sind meist aufgeschraubt, wodurch sie auch justiert werden können. In verriegeltem Zustand sind sie oberflächenbündig, durch Fingerdruck ausgerastet dienen sie gleichzeitig als Zuggriff – und als Kontrolle, ob die Klappe/Tür verriegelt ist.
Lange Fingernägel kommen hingegen besser mit einer Drucktasten-Hakenverriegelung klar, bei der Fingerdruck einen Haken vom Schließblech hebt. Auch diese gibt es in unterschiedlichen Qualitäten. Wichtig ist, dass der Formschluss zuverlässig ist. Das heißt, dass Haken oder Riegel in jeder Situation hinter das passende Gegenstück greifen. Wenn Küchenschubladen schwer beladen sind, kann dies dazu führen, dass sie absacken und der Haken in der Folge aus dem Schließprofil ausklinkt. Dem kann entweder mit einer zusätzlichen seitlichen Verriegelung mittels Drehstangenschloss (Dreipunktverriegelung) vorgebeugt werden oder mit anderen stützenden Bauteilen, die das Durchsacken der Schublade verhindern. Zum Beispiel eine Art Fangkorb rund um das Schließblech.
Drehstangenschlösser finden sich häufig an Kleiderschrank- und Badtüren. Doch bei der Badtür geht der Trend eindeutig zu hochwertigen Fallenschlössern mit Drückergarnituren aus Metall oder sogar Türschlössern mit Magnetfalle. Die verschwindet bei offener Tür komplett im Schlosskasten. Bei geschlossener Tür wird die Falle vom Magneten berührungslos ins Schließblech gezogen. Eine elegante Lösung.
Scharniere ohne Aufsteller
Kurzarmscharnier
Ingo Wagner
Tür/Klappe justierbar
technisch simpel und damit zuverlässig
Klavierband/Stangenscharnier
Ingo Wagner
sehr solide Konstruktion
braucht an Klappen separate Aufsteller, nicht justierbar
Klappenscharnier
Ingo Wagner
sehr einfache, leichte Konstruktion
nicht verstellbar, verbiegt leicht (bei falscher Belastung, z.B. Drauftreten)
Riegel und Haken
Pushlock oder Drucktastenschloss
Dieter S. Heinz
mechanische, zuverlässige Verriegelung
Schloss und Zuggriff in einem
leichte optische Kontrolle, ob verriegelt oder offen
unkomfortabel mit langen Fingernägeln
Pushlocks können hakeln
Aufschraubknöpfe können sich rausdrehen
weniger ergonomisch als ein breiter Griff
Drucktasten-Hakenverriegelung
Dieter S. Heinz
mechanische, zuverlässige Verriegelung
intuitive, komfortable Bedienung
leichtgängiger Riegel
Selbstverriegelung in Verbindung mit Soft-Close-Scharnieren möglich
mit Zunge und Korb zusätzlich zu sichern
optische Verschlusskontrolle nicht möglich
Möbelschnäpper (Rollenschnäpper/Gummischnäpper)
Dieter S. Heinz
keine Löcher/Ausfräsungen in Klappen- oder Türoberfläche nötig
immer noch besser als keine Verriegelung
verminderte Zuhaltekraft wegen Kraft- statt Formschluss
Drehstangenschloss mit Schließbolzen
Dieter S. Heinz
Verriegelung an drei Punkten bei einfacher Schlosskonstruktion als Pushlock oder Drehknauf
kann hakelig sein und klappern
Drückergarnituren
Dieter S. Heinz
Magnet-Sperrriegel (Bild) bleiben bei offener Tür in der Schlossfalle. Vermindert das Verletzungsrisiko in engen Räumen
sichere, intuitive Verschlussart
Funktion und Stabilität stark von Material und Ausführung und Türdicke abhängig
Scharnier mit Aufsteller
Federband-/Hochklappscharnier
Andreas Becker
vielfältig justierbar
aufwendig geformte Klappen möglich
integrierte Aufsteller
Soft-Close möglich
Justierung nicht einfach, Gefahr des Verstellens relativ groß