Wer auch bei schwierigen Bedingungen durchkommen will, sollte über Allradantrieb nachdenken. Ein Praxistest zeigt Vor- und Nachteile. Was es gibt und was es kostet, lesen Sie in der Marktübersicht.
Allrad für Campingbusse? Mit dem Ford Transit AWD, der Mercedes-Vito/Viano- Baureihe, dem VW T5 4motion, den Dangel- Umbauten für die Ducato-Familie und den Allrad-Varianten des Mercedes Sprinter und VW Crafter ist die Klasse der 3- bis 5-Tonner gut besetzt. Wer nur auf befestigten Straßen und Wegen unterwegs ist, kann, unabhängig ob Front- oder Heckantrieb, leicht darauf verzichten. Außerdem fordert der Allrad einen Zuschlag beim Verbrauch und beschränkt mitunter die Zuladung deutlich.
Vorteile des Allrad-Antriebs
Wer jedoch die Erfahrung gemacht hat, im Winter mit einem 4×4 an festsitzenden Zweiradgetriebenen souverän vorbeizuziehen und dabei sogar noch Schlepphilfe anbieten konnte, wird die Vorzüge des Allrads zu schätzen wissen. Doch nicht nur das Antriebskonzept entscheidet über die Traktion, auch die Lastverteilung durch Ausbau und Beladung beeinflusst maßgeblich den Vortrieb auf rutschigem Untergrund. Frontgetriebene Busse haben hier konzeptbedingt Nachteile. Die Beladung drückt oft überwiegend auf die Hinterachse, was sich in allen Fällen nachteilig auf die Traktion auswirkt.
Hecktriebler und Fronttriebler richtig beladen
Uli Regenscheid
Hinten beladen kommt auch der Hecktriebler gut voran.
Anders bei heckgetriebenen Fahrzeugen: Hier sorgt die zusätzliche Last hinten eher für besseren Grip.
Besonders dann, wenn die meist höheren zulässigen Achslasten hinten nahezu voll ausgeschöpft sind. So kommt der Hecktriebler sogar fast an die Bergsteigefähigkeit des Allradlers heran.
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Allrad im Vergleich zum konventionell heckgetriebenen
Zum Vergleich starten zwei Mercedes Sprinter zur Zeitfahrt auf winterlich-schneebedeckter Bergaufstrecke: der eine konventionell heckgetrieben, der andere mit zuschaltbarem Allrad ausgestattet.
Uli Regenscheid
Mercedes Sprinter 4Matic: Von Oberaigner gibt’s für den Sprinter auch ein robustes System mit drei Sperren.
In beiden Fällen sorgen neue Continental-Vanco-Winter-2-Reifen für Chancengleichheit, Radar-Messtechnik garantiert exakte Ergebnisse. Dann werden 400 Kilogramm Ballast, zuerst nahe der Vorderachse, dann über der Hinterachse platziert. Das zeigt die Effekte einer unterschiedlichen Achslastverteilung auf. Nach den Vergleichsfahrten ist klar: Am Allrad kommt keiner vorbei. Noch deutlicher hätte der Allradler einen Fronttriebler distanziert. Der heckbeladene Sprinter kommt indes auch gut voran – unglaublich, was allein die Verschiebung des Schwerpunkts bewirkt.
Ob Offroad oder im Tiefschnee – Allrad gewinnt
Abseits befestigter Pisten, etwa in Afrika, oder in wirklich tiefem Schnee ist der Zweiradantrieb jedoch hoffnungslos verloren. Das bleibt die Welt des 4×4; Höherlegung, eventuelle Untersetzungsstufen oder Differenzialsperren bieten weitere Freiheitsgrade. Wer wirklich jederzeit und überall durchkommen will oder muss, sollte auf den Allrad, soweit lieferbar, nicht verzichten. Wirtschaftliche Gesichtspunkte mitbewertet, ist ihm allerdings der konventionelle Heckantrieb – passende Lastverteilung vorausgesetzt – auch in Sachen Traktion dicht auf den Fersen.
Allradnachrüstung
Wer einen normalen Campingbus hat, kann Allrad auch nachrüsten. Hier sind die wichtigsten Anbieter.
- Achleitner: Mercedes Sprinter, Volkswagen Crafter, Iveco Daily. Telefon: 00 43/(0) 53 32-78 11 0; www.achleitner.com
- Dangel: Fiat Ducato, Peugeot Boxer, Citroën Jumper sowie diverse Kleinlieferwagen dieser Marken. Telefon: +33 (0)3 89/38 57 00; www.dangel.fr
- Iglhaut: Umrüstungen für Mercedes Sprinter, Mercedes Vito/Viano. Telefon: 0 93 32/50 32 08; www.iglhaut-allrad.de
- Oberaigner: Mercedes Sprinter (mehrere Vers.), Vito/Viano, VW Crafter, Opel Movano, Renault Master. Telefon: 03 84 54/32 90 0; www.oberaigner.com
Volkswagen T5 4Motion
Der Vorreiter. Seit den 80er Jahren erfreuen sich Volkswagens Allrad-Busse nicht nur bei Förstern, Bauunternehmern und Globetrottern an wachsender Beliebtheit.
Der vergleichsweise preisgünstige Großserienallrad wird in fast allen Modellvarianten angeboten, wobei dank niedrigem Systemgewicht und Serien-Auflastung die Zuladung kaum eingeschränkt wird. Basierend auf den Frontantriebsmodellen wird die Hinterachse beim 4motion via Verteilergetriebe, Kardanwelle und elektrohydraulisch gesteuerte Haldexkupplung intelligent am Antrieb beteiligt. Dank umfangreichem Zubehörangebot, Höherlegungen und Geländereifen kann der T5 zum veritablen Offroad-Camper hochgerüstet werden.
Technische Daten zum Volkswagen T5 4Motion
Allradkonzept: Hinterachse automatisch per Haldexkupplung zuschaltend
Mehrpreis: 3.242 Euro, volle ESP-Integration
Motoren: 2.0 TDI 140/180 PS; 340/400 Nm, Benziner 2.0 TSI 204 PS; 350 Nm
Getriebe: wahlweise Handschaltung oder DSG-Automatikgetriebe
Kraftverteilung v/h bis zu: 50/50 Prozent
Untersetzungsgetriebe: nicht lieferbar
Mehrgewicht: 120 kg
Höherlegung Serie/Option: –/30 mm; 2.416 Euro
Unterfahrschutz Serie/Option: –/940 Euro
Lieferbare Radstände: kurzer und langer Radstand
Lieferbare Bauformen: alle Formen inkl. Camper California
Lieferbare Gewichtsklassen: bis 3,2 t zul. Gesamtgewicht
Optionen: Quersperre hinten: 904 Euro
Citroën Jumper, Fiat Ducato, Peugeot Boxer System Dangel
Von Dangel im elsässischen Sentheim kommen die Allradumbauten für Fiat Ducato, Citroën Jumper und Peugeot Boxer.
Die Fahrzeuge können bei jedem Händler der Marken direkt bestellt werden, die Umrüstung findet zentral bei Dangel statt. Geliefert wird wie bei vielen Nutz- und Freizeitfahrzeugen als Zwei-Rechnungs-Modell. Die Technik: An den Frontantrieb wird ein Verteilergetriebe angeflanscht, das die Kraft via Kardanwelle und Viscokupplung an die Hinterachse schickt. Fürs Hinterachsdifferenzial lassen sich gegen Mehrpreis auch verschiedene Varianten von Quersperren ordern, eine Höherlegung ist Serie. Terrain des Dangel-Ducato und seiner Brüder: Schlamm, Schnee und leichtes Gelände.
Technische Daten System Dangel
Allradkonzept: Hinterachse per Viscokupplung automatisch zuschaltend
Mehrpreis: ab 8.497 Euro, kein ESP
Motoren: 2.3 L D: 130/150 PS, 320/350 Nm
Getriebe: ausschließlich Handschaltung
Kraftverteilung v/h bis zu: 50/50 Prozent
Untersetzungsgetriebe: nicht lieferbar
Mehrgewicht: 150 kg
Höherlegung Serie/Option: 200 mm/–
Unterfahrschutz Serie/Option: –/131 Euro
Lieferbare Radstände: alle Radstände
Lieferbare Bauformen: Kombi, Kastenwagen und Fahrgestelle
Lieferbare Gewichtsklassen: bis 3,5 t zul. Gesamtgewicht
Optionen: 100 % Q.-Sperre hinten: 1.904 Euro
Ford Transit AWD
Keine Offroad-Ambitionen hegt der Ford Transit AWD. Sein Schwerpunkt liegt bei Traktionssicherheit bei schwierigen Straßenverhältnissen.
Ein intelligentes Allradsystem verteilt das Antriebsmoment bei Bedarf über eine elektromagnetisch gesteuerte hydraulische Verteilerkupplung variabel und vollautomatisch auf die Vorderräder. Eine signifikante Höherlegung ist nicht vorgesehen. Der Allrad-Transit ist in drei verschiedenen Längen als Kastenwagen und Fahrgestell zu haben. Der beliebte Campingbus Ford Nugget wird jedoch nicht als 4×4 angeboten.
Technische Daten Ford Transit AWD
Allradkonzept: Vorderachse automatisch zuschaltend, permanent möglich
Mehrpreis: 7.150 Euro, volle ESP-Integration
Motoren: Ausschl. 2.2 TDCi 125 PS/400 Nm
Getriebe: Nur Handschaltung
Kraftverteilung v/h bis zu: 50/50 Prozent
Untersetzungsgetriebe: nicht lieferbar
Mehrgewicht: 80 kg
Höherlegung Serie/Option: –/–
Unterfahrschutz Serie/Option: –/–
Lieferbare Radstände: kurz, mittel, lang
Lieferbare Bauformen: Kombi, Kastenwagen und Fahrgestelle
Lieferbare Gewichtsklassen: bis 3,5 t zul. Gesamtgewicht
Optionen: keine allradspez. Sonderausst.
Ab Spätherbst wird bereits der neue Transit zu haben sein. Nur wenig später starten die Varianten mit Straßen-Allradantrieb, ausschließlich kombinierbar mit der 2.2-TDCI Maschine und Handschaltgetriebe. Über Preise ist noch nichts bekannt.
Mercedes Sprinter 4Matic/Volkswagen Crafter 4Motion
Die ungleichen Zwillinge. Äußerlich fast identisch, steckt unterm Blech doch völlig unterschiedliche Allradtechnik.
Während Mercedes das offene 4 ETS-System mit bedarfsgerechter Momentenverteilung über Bremseingriff anbietet, setzt Volkswagen auf konventionelle, aber weit teurere und vor allem schwerere Allradtechnik mit bis zu drei mechanischen Differenzialsperren. Ein System, das seine Vorteile besonders bei hoher Allrad-Dauerbelastung ausspielen kann. Ob VW oder Mercedes, dank Serien-Höherlegung um 10 Zentimeter entstehen aus Kastenwagen und Fahrgestellen mit kurzem oder mittlerem Radstand Weltreisemobile mit beeindruckenden Offroad-Qualitäten.
Technische Daten Mercedes Sprinter 4Matic
Allradkonzept: Allradantrieb zuschaltbar, Momentenverteilung über Bremseingriff
Mehrpreis: 9.545 Euro, volle ESP-Integration
Motoren: CDI-Diesel mit 129/163/190 PS und 305/360/440 Nm
Getriebe: Handschaltung oder Automatik
Kraftverteilung v/h bis zu: 35/65 %, permanent variabel
Untersetzungsgetriebe: Option,1:1,42: 609 Euro
Mehrgewicht: 135 kg
Höherlegung Serie/Option: 95 mm/–
Unterfahrschutz Serie/Option: –/700 Euro
Lieferbare Radstände: mittlerer und langer Radstand
Lieferbare Bauformen: Kombi, Kastenwagen und Fahrgestelle
Lieferbare Gewichtsklassen: Kombi nur 3,5 t zul. Gesamtgewicht, Kastenwagen und Fahrgestelle von 3,5 bis 5,0 Tonnen, jedoch ohne 4,6 Tonner
Optionen: Ansaugluftschnorchel ab 1.100 €
Technische Daten Volkswagen Crafter 4Motion
Allradkonzept: permanenter Allradantrieb, Längssperre, Quersperre hinten
Mehrpreis: 19.950 Euro
Motoren: ausschließlich Diesel 2.0 TDI mit 163 PS und 400 Nm
Getriebe: ausschließlich Handschaltgetriebe
Kraftverteilung v/h bis zu: 50/50 Prozent
Untersetzungsgetriebe: Serie: 1:2,5
Mehrgewicht: 250 kg
Höherlegung Serie/Option: 100 mm mmit Schraub.-feder vorn/–
Unterfahrschutz Serie/Option: vorne Serie/–
Lieferbare Radstände: kurzer, mittlerer und langer Radst.
Lieferbare Bauformen: Kombi, Kastenwagen und Fahrgestelle
Lieferbare Gewichtsklassen: 3,5 und 5,0 Tonnen
Optionen: Quersperre vorn (nach Angebot)
Mercedes Vito/Viano 4Matic
Den Allradantrieb haben die Vito/Viano-Modelle und damit auch der Camper Marco Polo vom großen Mercedes-SUV ML geerbt.
Ein unkompliziertes, leichtes Allradsystem, das dank automatischer Momentenverteilung über exakt dosierte Bremseingriffe ganz ohne Zutun des Fahrers die meisten Situationen in den Griff bekommt. Trotz 70 mm Serien- Höherlegung sind die Mercedes-Vans noch keine ausgemachten Off-Roader, zeigen aber bei rutschigen Untergründen und anspruchsvollen Steigungsstrecken erstaunliches Durchsetzungsvermögen. Natürlich ist bei Mercedes ESP serienmäßig an Bord. Auch das Automatikgetriebe, das als Zwangskombination zum Allrad allerdings 2.206 Euro extra kostet.
Technische Daten zum Mercedes Vito/Viano 4matic
Allradkonzept: Allradantrieb permanent, Momentenverteilung über Bremseingriff
Mehrpreis: 3.740 Euro; volle ESP-Integration
Motoren: Diesel 2.0/2.2 CDI, 136/163 PS; 310/360 Nm
Getriebe: nur 5-Gang-Automatik (2206 Euro)
Kraftverteilung v/h bis zu: 35/65 %, permanent variabel
Untersetzungsgetriebe: nicht lieferbar
Mehrgewicht: 80 kg
Höherlegung Serie/Option: 70 mm/–
Unterfahrschutz Serie/Option: –/–
Lieferbare Radstände: kurzer und langer Radstand
Lieferbare Bauformen: Kombi, diverse Kastenwagen und Camper Marco Polo
Lieferbare Gewichtsklassen: bis 3,05 t zul. Gesamtgewicht
Optionen: M+S Reifen: 223 Euro