Fiat Ducato (2015): Beliebtestes Basisfahrzeug stellt neues Modell


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Zum Modelljahr 2015 erhält der Fiat Ducato ein neues Gesicht, oder besser: viele unterschiedliche Gesichter, denn die Auswahl wächst. Parallel dazu hat Fiat auch an Komfort und Technik gefeilt.

Die Fiat-Premiere fand ausnahmsweise nicht in Italien statt. Anstatt erste 2015er Ducato in ihrer Heimat unter die Lupe zu nehmen, machte sich die Redaktion auf den Weg ins Münsterland. Bei LMC in Sassenberg versprach man schon frühzeitig, unterschiedliche Aufbauten für den neuen Ducato fertigzustellen – was letztlich spannender ist als nackte Fahrgestelle und Kastenwagen. Zum Ortstermin Ende April rollt pünktlich ein Teilintegrierter und ein Alkoven frisch vom Band. So kann man das Gesicht, das die Reisemobilwelt der kommenden Jahre prägen wird, gleich richtig auf sich wirken lassen.


Erste Begutachtung vor den Hallentoren

Der Ducato 2015 weiß auf unterschiedliche Art zu gefallen. LMC-Chef Detlef Klages freut sich jedenfalls über neue Kombinationsmöglichkeiten von Tagfahrlichtern, Karosserie- und Kühlergrillfarben und denkt gleich über weitere Variationen nach. Wie wäre es etwa mit einem weißen Fahrerhaus und einem glänzend schwarzen Kühlergrillrahmen? So viel Begeisterung ist nicht selbstverständlich.


Rückblick in die Fiat Ducato Historie

Als der Ducato 2006 seine Karosserie grundlegend wechselte, schauten viele Reisemobilhersteller skeptisch auf die ungewohnten Wölbungen am Bug und die kleinen Räder in den großen Radhäusern. Würden die Käufer diesen Designsprung akzeptieren? Inzwischen wissen wir: Sie haben es längst getan – und freuen sich jetzt vielleicht darüber, dass überraschende Gestaltung das bisherige Modell immerhin acht Jahre lang optisch frisch gehalten hat. Einige Reisemobilhersteller trugen ihren Teil dazu bei. Sie entwickelten eigenständige Frontmasken, die dem sonst etwas ernst dreinblickenden Transporter ein freizeitgerechtes Lächeln ins Gesicht zaubern sollten.


Zurück in die Zukunft: Fiat Ducato 2014

Ab der Saison 2015 wird dieser Aufwand kaum noch nötig sein. Beim neuen Fiat zeigen die Mundwinkel nach oben – was ja auch besser zum satten Marktanteil von fast 70 Prozent im Reisemobilsegment passt.


Die Front wirkt geglättet, aber zugleich feiner ausgestaltet. Das gilt für die Rippen des Kühlergrills ebenso wie für den Rahmen, der sich bis unter die Scheinwerfer zieht. An den Kotflügeln hat man die Schriftzüge so kunstvoll gestylt, dass Uneingeweihte wohl zweimal hinsehen müssen, um auf der Fahrerseite Ducato zu entziffern. Aber was soll’s. Man erkennt auch den Neuen auf Anhieb als Ducato. Durch die markant ausgeformten Stoßfängerecken wirkt er robuster denn je. Falls es jemand unbedingt ausprobieren will: Fiat verspricht durch den nun dreigeteilten Stoßfänger niedrigere Reparaturkosten. Stämmig erscheint ebenso die 16-Zoll-Bereifung, die jetzt auch für 3,5-Tonner zu haben ist. So hat der Ducato mehr Präsenz und macht – wie das Beispiel LMC zeigt – auch unter einem mächtigen Alkoven eine gute Figur.


Die Schwestermodelle

Der Fiat Ducato ist nicht das einzige Fahrzeug, das als Wohnmobil-Basis dient. Seine Konkurrenten kommen aus derselben Fabrik: Citroën Jumper und Peugeot Boxer. Diese Verbindung hat eine lange Tradition: Citroën Jumper und Peugeot Boxer werden im gleichen süditalienischen Werk produziert wie der Fiat Ducato. Konsequenterweise erfahren die beiden praktisch baugleichen Schwestermodelle zum Modelljahr 2015 eine ähnliche Aufwertung. Mehr Eigenständigkeit als bisher sichert ihnen die neue Frontgestaltung. Der nur von Citroën und Peugeot eingesetzte 2,2-Liter-HDi-Motor erhielt ein überarbeitetes Einspritzsystem und ist weiterhin mit 110, 130 oder 150 PS zu haben.


Wohnmobilkäufer treffen auf die beiden französischen Schwestermodelle des Fiat Ducato vor allem in Form ausgebauter Kastenwagen. In diesem Zusammenhang nicht unwesentlich: Peugeot betont bei den Verbesserungen für alle 2015er Modelle eine neue Mechanik für die seitlichen Schiebetüren und verstärkte Hecktüren.


LMC-Jahrgang 2015

LMC baut seinen neuen Wohnmobil-Modelljahrgang 2015 komplett auf dem neuen Fiat Ducato auf. Erste Eindrücke.


Die Gelegenheit war günstig: Beim Fototermin für den neuen Fiat Ducato erreichten uns erste Informationen zum kommenden Modelljahr bei LMC. Aus dem beliebten Black-Selection-Paket wird die Black Line, die dann auch mit weißen Möbelklappen kombiniert werden kann. Am Aufbau setzt LMC die Linie der zum Jahrgang 2014 eingeführten Explorer-Integrierten fort und gönnt auch den anderen Baureihen ein Heck in diesem Stil. Die Explorer-Reihe bekommt Zuwachs durch ein Sechs-Meter-Modell mit großer Sitzgruppe. Von der Comfort-Line in die Sport-Line wandert der Explorer mit U-Sofa im Heck. Die Breezer-Lift-Serie ergänzt ein Einzelbettmodell mit Heckwaschraum.


Vielfältiges Basisfahrzeug

Den neuen Ducato schlechthin gibt es nicht. Man hat es vielmehr mit einer Unzahl von Variationen zu tun, die der Wohnmobilhersteller üblicherweise vorsortiert. Die Varianten-Vielzahl des Fiat Ducato gilt für Radgrößen ebenso wie für die LED-Tagfahrlichter. Ein Fahrgestell in der preissensiblen Kategorie darf man sich also weiterhin mit kleinen Rädern, schlichten Leuchten und unlackiertem Stoßfänger vorstellen. Insofern ergibt sich auch bei der Frage nach dem Mehrpreis für das 2015er Modell kein klares Bild. Für ein Mittelklassemobil muss man wohl mit einem Aufschlag von etwa 1000 Euro rechnen.


Darin steckt beispielsweise das endlich serienmäßig eingebaute ESP. Doch keine Regel ohne Ausnahme: Wohnmobilhersteller können diese Sicherheitsausstattung gleich wieder abwählen, wenn es ihnen allein um möglichst niedrige Grundpreise geht. Für alle Modelle verspricht Fiat dagegen eine verbesserte Bremsanlage und darüber hinaus eine verlängerte Haltbarkeit von Kupplung und Radaufhängungen. Es hat sich im Detail also einiges getan, was über optische Nettigkeiten hinausgeht: Auf Wunsch liefert Fiat beispielsweise hintere Blattfedern aus einem Spezialkunststoff, der 14 Kilogramm Gewicht einspart. Man entwickelte sogar eine neue Fahrgestellvariante mit 4,4 Tonnen Gesamtgewicht. So tragfähig war bislang keine werkseitige Ausführung.


Nur die Motoren ließ Fiat unverändert

Es bleibt beim neuen Ducato also bei der Abgasnorm Euro 5+ und erspart erst einmal das Hantieren mit Ad-Blue-Zusätzen, was für Euro 6 irgendwann wohl unvermeidlich sein dürfte. Ein Blick unter die neue Haube lohnt allenfalls wegen der nun für Rechtshänder leichter greifbaren Entriegelung. Entern wir lieber das Fahrerhaus, wo gleich die Sitze ins Auge fallen. Sie sehen schon im Fahrgestell so aus, als hätte sie der Reisemobilhersteller verfeinert. Angeformte Kopfstützen und eine aufwendige Vernähung vermitteln jenen Sesselcharakter, den man beim Fahren und Wohnen schätzt. Die schicken zweifarbigen Bezüge bekommen Käufer dennoch später selten zu Gesicht, weil sie meist den Stilwelten des Ausbaus angepasst werden. Um das künftig zu erleichtern, können Hersteller jetzt die Vordersitze ohne Bezüge ordern.


Durch die neu entstandenen Wahlmöglichkeiten trifft der Käufer möglicherweise auf ein neues Armaturenbrettdekor. In der Ausführung Lounge schimmern die Rahmen der Luftdüsen in einem mattierten Bronzeton. Wurzelholzdekor – im Pkw schon längst aus der Mode – ist im Ducato 2015 nicht mehr ab Werk zu haben.


Vom aktuellen Pkw-Design inspiriert

Die schicken Chromrahmen um die neu gestalteten Instrumente, die allerdings auch vom Reisemobilhersteller so bestellt werden müssen. Eher praktisch als elegant muten die Flaschenhalter im unteren Bereich des Armaturenbretts an. Daran könnten sich letztlich die Geister scheiden: Muss man dafür doch auf das perfekt erreichbare, geräumige und abschließbare Fach des bisherigen Modells verzichten. Die salomonische Lösung von Fiat: Beides wird ohne Mehr- oder Minderpreis geliefert und kann auch später vom Händler einfach umgerüstet werden. Wer ein Basisfahrzeug für alle bauen will, muss eben immer flexibel bleiben.



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