Fernsehen klappt auch ohne Sat-Schüssel. Ab April gilt für das terrestrische Fernsehen aber ein neuer Funkstandard. Wer künftig DVB-T2 empfangen will, muss technisch aufrüsten. promobil sagt wie.
Um fernzusehen, bedarf es wenig. Zumindest wenn der Empfang terrestrisch, also über eine Antenne, erfolgt. Der Funkstandard DVB-T macht Fernsehen ohne teure und schwere Schüssel möglich. Denn die Fernsehsignale werden von am Boden befindlichen Sendestationen übertragen.
Am 29. März 2017 wird DVB-T in seiner bisherigen Form weitestgehend abgeschaltet. Von da an kann terrestrisches Fernsehen nur noch über den neuen Übertragungsweg namens DVB-T2 empfangen werden. Der neue Standard bietet Nutzern zwei wesentliche Vorteile: Die Anzahl an TV-Programmen verdoppelt sich auf etwa 40 und alle Sender werden ausschließlich in gestochen scharfer HD-Qualität ausgestrahlt.
Dieter S. Heinz, Hersteller, @Jamrooferpix/Fotolia
Seit etwa einem Jahr wird DVB-T2 bereits in ausgewählten Regionen gesendet. Während dieses Testbetriebs sind die Sender frei empfangbar. Auch zukünftig sollen die Programme der Sendeanstalten von ARD und ZDF kostenfrei bleiben, während für die privaten TV-Programme eine Gebühr bezahlt werden muss. Ab Juli erhebt der Plattformbetreiber Media Broadcast 69 Euro jährlich, damit Nutzer die verschlüsselt gesendeten Programme sehen können.
Verschlüsselte Programme
Für die Entschlüsselung bedarf es eines CI+-Moduls der Media-Broadcast-Marke freenet TV. Aktuelle Fernsehgeräte und Receiver bieten in der Regel einen entsprechenden Steckplatz für das kreditkartengroße Modul. Nutzer von Satelliten-Fernsehen kennen dieses Verfahren vom Programmangebot HD+.
Besonders betroffen von der Umstellung auf DVB-T2 sind die Wohnmobilisten, welche bisher ausschließlich über DVB-T ferngesehen haben. Wollen Besitzer älterer Empfangsgeräte weiterhin über Antenne fernsehen, zwingt sie der neue Übertragungsstandard dazu, ihre Technik aufzurüsten. TV-Geräte mit passendem Receiver werden seit vergangenem Jahr angeboten. Inzwischen kommt kaum noch ein Fernseher auf den Markt, der den neuen Standard nicht unterstützt. Sukzessive werden auch ältere Modelle mit neuen Receivern aufgerüstet. So unterstützt der 24 Zoll große Teleco TFV24D inzwischen auch DVB-T2, obwohl das Gerät ursprünglich nur mit altem DVB-T angekündigt war.
Wer jedoch ein TV-Gerät ohne integrierten DVB-T2-Receiver besitzt, muss jetzt nicht zwingendermaßen einen neuen Fernseher kaufen. Alternativ kann das neue terrestrische Signal auch mit einer Set-Top-Box, also einem externen Receiver, empfangen werden.
Geeignete Boxen sind bereits für weniger als 60 Euro erhältlich. Sie werden zwischen DVB-T-Antenne und Fernseher angeschlossen. Ältere DVB-T-Antennen können laut dem Informationsportal dvb-t2hd.de in der Regel übrigens weiter verwendet werden.
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Set-Top-Boxen
Set-Top-Boxen sind zwar eine verhältnismäßig günstige Lösung, bringen aber zwei Nachteile mit sich: Sie werden über eine zusätzliche Fernbedienung gesteuert und benötigen einen extra Platz im Wohnmobil, unweit vom Fernsehgerät. Außerdem gibt es aktuell nur sehr wenige Receiver, die im Wohnmobil mit 12 Volt betrieben werden können. Der Receiver UFTe 930sw von Kathrein ermöglicht den Empfang der kostenpflichtigen Privatsender ohne CI+-Modul; in dem Gerät ist das digitale Entschlüsselungssystem Irdeto integriert. Teleco hat einen sehr kleinen Receiver im Sortiment, der auch Fernsehsendungen auf einem USB-Stick aufzeichnen und abspielen kann. Mit der kompakten Set-Top-Box TSH265 lassen sich jedoch nur die kostenfreien TV-Sender empfangen.
Egal ob der Receiver im Fernseher integriert ist oder die TV-Signale über ein externes Gerät empfangen werden: Wichtig ist, dass der Receiver neben dem Übertragungsstandard DVB-T2 auch das HD-Codierverfahren H.265 unterstützt. Ein Hinweis sollte sich dazu in den technischen Daten finden – alternativ können die Geräte auch mit „DVB-T2 HD“ oder „DVB-T2 HEVC“ gekennzeichnet sein. Ein sicherer Hinweis ist auch das grüne DVB-T2-HD-Logo, welches nur Geräte tragen dürfen, die den aktuellen Standards entsprechen.
Vorsicht bei H.265 und H.264
Achtung: Obwohl die in Deutschland terrestrisch ausgestrahlten Videosignale ausschließlich mit H.265 codiert werden, finden sich im Handel auch Geräte, die zwar für den Empfang von DVB-T2 gekennzeichnet sind, aber nur die SD-Codierung H.264 verarbeiten können. Von reinen H.264-Geräten sollten Wohnmobilisten, die in Deutschland fernsehen wollen, jedoch Abstand nehmen, denn mit ihnen bleibt der Bildschirm schwarz. In einigen Ländern jedoch wird eine Kombination aus neuem Funkstandard (DVB-T2) und alter Codierung (H.264) ausgestrahlt. Gut zu wissen: Der neue Standard ist in jedem Fall abwärtskompatibel. Besitzt ein Receiver H.265, unterstützt er damit automatisch H.264.
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Überflüssig wird die Satellitenschüssel durch das neue terrestrische Fernsehen noch lange nicht. Denn das Empfangsgebiet weist einige Lücken auf und der Bau weiterer Sendestationen ist im Moment nicht absehbar. Außerdem ist das Programmangebot davon abhängig, welche Sender die jeweilige Funkstation abstrahlt. Das sind in der Regel nationale TV-Angebote in der jeweiligen Landessprache. Auf Auslandsreisen ist der Fernsehgenuss deutschsprachiger Programme somit in der Regel nicht möglich.
DVB-T2-Fernseher auf Camping-Touren
DVB-T2 kann aber eine Alternative für Reisende sein, bei denen der Fernseher nicht zwingend zum Urlaubsalltag dazugehört. Wer damit leben kann, in bestimmten Regionen keinen Empfang zu haben, spart mit DVB-T2 Geld und Gewicht. Schließlich sind terrestrische Antennen günstiger, kleiner und leichter als herkömmliche Satellitenanlagen.
Von Alphatronics gibt es eine Antenne, die mehrfachen Nutzen bringt. Das Modell AN4 empfängt fünf unterschiedliche Funksignale, darunter GPS und DAB+. Die Antenne wird auf dem Dach des Fahrzeugs fixiert und empfängt Signale im 360-Grad-Radius. Ständiges Ausrichten gehört somit der Vergangenheit an.
Teleco dagegen setzt seine Antenne Teleplus X2 auf einen Mast. Dieser kann ein- und ausgefahren werden, zusätzlich lässt sich die Antenne selbst neigen. Diese Flexibilität soll auch auf schattigen Stellplätzen unter Bäumen maximale Empfangsqualität bieten.
Klarer Kennzeichnen, bitte!
Augen auf beim Fernseher-Kauf! Der Markt an DVB-T2-geeigneten TV-Geräten ist undurchsichtig. Schuld daran ist eine teils ungenaue Kennzeichnung der unterstützten Standards. Einige Fernseher werden damit beworben, für den Empfang von DVB-T2 geeignet zu sein. Dass aber nur die bald nicht mehr gültige Codierung H.264 entschlüsselt werden kann, erfährt der Kunde erst beim Blick in das Datenblatt – oder erst auf Nachfrage beim Hersteller. Es ist ärgerlich, ein Gerät zu erwerben, das nach wenigen Monaten nicht mehr verwendet werden kann. Schließlich ist den TV-Herstellern die Signalumstellung lange genug bekannt.
Mehr Infos
- dvb-t2hd.de: Webportal mit Empfangsübersicht nach Postleitzahl.
- freenet.tv: Infos zum Bezahlfernsehen und CI+-Modulen.
- tv-plattform.de: Aktuelle Meldungen über neue TV-Technologien.
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Übersicht der DVB-T2-Empfangsgebiete0,13 MByte